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Arkesilaos

Arkesilaos hat an der Abstraktion der Idee gegen Kriterium festgehalten. In der Platonischen Idee, d. i. Timaios und Dialektik,
lag eine ganz andere Quelle für das Konkrete; aber diese wurde erst von den Neuplatonikern aufgenommen.
Arkesilaos war fest im Abstrakten, - diese Epoche eine Kluft.
Der Gegensatz gegen die Dogmatiker kommt bei Arkesilaos nicht von der Dialektik der Skeptiker her, sondern von dem Festhalten an der Abstraktion.

 Arkesilaos ist also der Stifter der mittleren Akademie; er ist aus Pitane in Äolien, in der 116. Olympiade (318 v. Chr.) geboren, ein Zeitgenosse Epikurs und Zenons.18) 
Er gehörte der Akademie an; aber der Geist der Zeiten, die fortschreitende Ausbildung der Philosophie erlaubte nicht mehr die Einfachheit der Platonischen Manier.
Er besaß ein ansehnliches Vermögen und widmete sich ganz den Studien, die für die Bildung eines edlen Griechen erfordert wurden: Beredsamkeit, Dichtkunst, Musik, Mathematik usf., - vorzüglich der ersteren.
Er kam nach Athen, besonders um sich in der Beredsamkeit zu üben, lernte hier die Philosophie kennen und lebte fortan nur für dieselbe; hatte Umgang mit Theophrast, Zenon usw.,
- man streitet, ob er auch den Pyrrhon hörte. Arkesilaos, vertraut mit aller Philosophie der damaligen Zeit, war von seinen Zeitgenossen überhaupt als ein ebenso edler Mann als feiner und scharfsinniger Philosoph berühmt,
- ohne Stolz, erkannte das Verdienst anderer an.19) 
Er lebte in Athen, und er und die Neuakademiker hatten am Stoizismus und Epikureismus ihren Gegensatz, mit denen sie sich viel zu schaffen machten.
Die Richtung geht darauf, was das Kriterium der Wahrheit sei.
Gegen die Stoiker richtete sich insbesondere die Akademie, und namentlich Arkesilaos.
Er bekleidete den Lehrstuhl in der Akademie
und war so ein Nachfolger Platons.
Nach dem Tode des Krates (des Nachfolgers von Speusipp) hatte Sofikrates die Lehrstelle in der Akademie eingenommen, welcher letztere sie indes freiwillig dem Arkesilaos wegen seiner Überlegenheit an Talent und Philosophie überließ.20) 
Diesem Lehramte stand er bis an seinen Tod mit Ruhm und Beifall vor. (Seine Manier ist die Disputiermethode.21) )
Er starb Ol. 134, 4 (244 v. Chr.), 74 Jahr alt.
Welche Bewandtnis es übrigens mit diesem Übergehen der Lehrstühle auf andere gehabt habe, ist uns unbekannt.
"Eine artige Antwort von ihm wird erzählt darauf, daß ihm jemand die Bemerkung machte, von den anderen Philosophen gehen so viele zu den Epikureern über, kein Beispiel sei aber bekannt, daß einer von dem epikureischen Systeme zu einem anderen übergetreten. Arkesilaos gab zur Antwort:
Die Männer können wohl Kastraten, aber die Kastraten nicht wieder Männer werden."22) 

Von seiner Philosophie sind uns die Hauptmomente besonders durch Cicero in den Academicae Quaestiones aufbewahrt, mehr aber noch dient uns Sextus Empiricus als Quelle; der letztere ist gründlicher, bestimmter, philosophischer und systematischer.

a) Seine Philosophie ist uns insbesondere als Dialektik gegen den Stoizismus bekannt, und ihr Resultat, das Hauptprinzip des Arkesilaos ist so ausgedrückt:
Der Weise müsse seinen Beifall, seine Zustimmung zurückhalten (ἐποχή)23) .
Es ist dies dasselbe Prinzip, was die Skeptiker hatten; auf der andern Seite hängt es mit dem der Stoiker auf folgende Weise zusammen.
Es scheint dieser Ausdruck nämlich zunächst in Beziehung auf die stoische Philosophie zu gehen, der die Wahrheit darin besteht, daß das Denken irgendeinem Seienden seinen Beifall gibt oder es zu einem Gedachten macht. Sie hatte zum Grundsatz:
Das Wahre ist eine Vorstellung, ein Inhalt, dem das Denken seine Zustimmung gegeben hat; die kataleptische Phantasie ist eine Verbindung des Inhalts mit dem Denken, das ihn für den seinigen erklärt.
Gegen dies Konkrete vornehmlich ist es, daß die Neuakademiker sich gerichtet haben. Unsere Vorstellungen, Grundsätze, Gedanken sind allerdings so beschaffen, daß sie einen Inhalt haben, durch ihn sind, und zugleich so, daß dieser Inhalt in die Form des Denkens aufgenommen ist; der Inhalt erscheint als Inhalt verschieden von dem Denken, und die Verbindung macht den Gedanken, das Konkrete. Was dadurch wird, ist dies, daß irgendein bestimmter Inhalt ins Denken aufgenommen und dieser für das Wahre ausgesagt wird.
Allein Arkesilaos sah diese Konsequenz ein, und sein Ausdruck, der Beifall müsse zurückgehalten werden, heißt also so viel: durch dieses Aufnehmen komme keine Wahrheit zustande - was richtig ist -, Erscheinung, nicht Tatsache als Sein.
Die Stoiker hatten in der kataleptischen Phantasie ihr Prinzip gesetzt; dagegen ist Arkesilaos, welcher verlangt, daß man Vorstellung und Gedanken getrennt halte und nicht vereinige.
Daß dieser Inhalt des Bewußtseins ein solch Konkretes ist, hat Arkesilaos wohl zugegeben, darüber ist keine Frage; nur hat er behauptet, es komme dadurch nicht Wahrheit zustande, sondern diese Verbindung gebe nur gute Gründe, nicht das, was er Wahrheit nennt.
Was dadurch gesetzt ist, ist nur eine Einsicht mit einem guten Grunde.
Was Arkesilaos übrigläßt, ist, daß nur Einsicht mit einem guten Grunde möglich sei;
Wahrscheinlichkeit wird dies ausgedrückt, aber nicht ganz passend, - Gedachtes, durch die Form des Denkens, ein Allgemeines,
aber es ist so nur formell Allgemeines, nicht absolute Wahrheit.
Sextus drückt dies bestimmt aus24) , daß Arkesilaos die Zurückhaltung des Beifalls, die sich auf Teile bezieht, für ein Gut, die Zustimmungen
aber zu Teilen für ein Übel erklärt habe, - weil sie nur Teile betreffen.

Wie aber hing dies Prinzip mit der Platonischen Lehre zusammen? Es könnte, der Platonischen Dialektik ähnlich eine dialektische Haltung sein, die zu nichts Affirmativem fortginge, wie selbst in vielen Dialogen des Platon bloß Verwirrung der Zweck ist.
Aber bei Platon ist doch auch das Affirmative wesentlich, so daß dieses aus der Dialektik selber resultiere; und dies ist auch nicht der Ausgangspunkt von jenem Prinzip des Arkesilaos.
Wir haben bei Platon vielmehr die Idee, die Gattung, das Allgemeine gefunden. Nun aber ist in dieser ganzen Zeit die Richtung zum abstrakten Auffassen; und wie sich dies in der stoischen und epikureischen Philosophie zeigte,
so hat es sich auch auf die Platonische Idee ausgedehnt und sie zur Verstandesform herabgesetzt.
Daß von Platon wieder das Konkrete aufgefaßt ist, werden wir später bei den Neuplatonikern sehen, von denen die Einheit des Platonischen und Aristotelischen Prinzips wesentlich erkannt ist.
Der Stoiker machte nun wohl das Denken zum Prinzip, aber das Denken sollte Kriterium werden, d. h. ein bestimmendes Prinzip; mithin sollte es eine Vorstellung, einen Inhalt in sich aufnehmen. Will man aber das Denken so als ein Allgemeines festhalten,
so kann es nicht zu einem Kriterium kommen, und das ist der Sinn des Arkesilaos; der Weise müsse beim Allgemeinen stehenbleiben, nicht aber zum Bestimmten fortgehen, so daß dieses Bestimmte das Wahre sei.

Die bestimmtereEntwicklung, die uns nur im Gegensatze gegen die Stoiker aufbewahrt ist, gibt Sextus so an25) :
"Er habe gegen die Stoiker behauptet, daß alles unbegreiflich sei
(ἀϰατάληπτα)";
- gegen das stoische Begreifen, Auffassen durch das Denken.
Bei ihnen ist Begriffe, Vorstellung, kataleptische Phantasie die Hauptsache; diese hat Arkesilaos bekämpft.
Die im Denken aufgefaßte Vorstellung, die kataleptische Phantasie, war jenen das konkrete Wahre. Näher griff Arkesilaos die Stoiker an; aber "sie selbst sagen, die gedachte Vorstellung (ϰαταληπτιϰὴ ϕαντασία) ist die Mitte, die dem bloßen Meinen so gut als dem Wissen, dem Weisen, gemeinschaftlich zukommen kann; sie ist als das Wahre das, woraus die Meinung und das Wissen unterschieden wird",
- der Inhalt ist derselbe, die Form macht allen Unterschied.
Denn das Wissen soll ein entwickeltes Bewußtsein aus Gründen überhaupt sein; aber diese Gründe sind selbst nichts weiter als solches im Denken aufgefaßtes Sein, - und so eins ist Weisen und Toren gemeinsam, und eine andere Grundlage gibt es nicht; oder eben jene Mitte ist der Richter zwischen bloßem Meinen und Wissen, - das Kriterium zwischen dem unmittelbaren Wissen, der Empfindung, und dem abstrakten Denken. Arkesilaos argumentierte so:

α) "Sie ist also entweder im Weisen oder im Toren, in jenem Wissen, in diesem Meinung; wenn sie in beiden das Gemeinschaftliche ist, bleibt ihr nichts als der leere Name übrig." Es ist in beiden dasselbe, und doch sollen sie in Beziehung auf die Wahrheit als Weise und Unweise unterschieden sein.
Oder alle beide haben Gedanken; darin daß es Gedanken sind, liegt die Wahrheit; aber der Weise sollte etwas Unterschiedenes haben, seine Gründe sind eben wieder solche Gedanken, als der Tor hat.
Der Weise hat keine eigentümliche besondere Wahrheit.
Der Weise unterscheidet das Gedachte von dem Nichtgedachten:
das Wahre ist, weil es gedacht ist.
Die Meinung hat kein Bewußtsein über diesen Unterschied, daher auch kein Kriterium, vermischt beides durcheinander; Gedachtes gilt für wahr so gut als Vorgestelltes, oder auch für unwahr.26) 
Hierauf nachher. Wenn nun, sagt Arkesilaos, diese Vorstellung dem Toren wie dem Weisen das Wahre ist, so ist sie nicht das Wahre.
Dann sagten die Stoiker, die Phantasie ist aus Gründen wahr.
Aber jene Gründe sind selbst kataleptische Phantasie, sagt Arkesilaos;
diese wird zum Richter zwischen Meinen und Wissen aufgestellt, während sie beiden gemeinschaftlich ist.
Der Weise und der Tor haben beide Vorstellungen; sie sollen nun etwas Verschiedenes haben, - aber die Gründe des Weisen sind solche Gedanken, die auch der Unweise hat.
Diese Mitte komme ebensogut dem Toren als dem Weisen zu, sie könne ebensogut Irrtum sein als Wahrheit. Das Wissen, das entwickelte denkende Bewußtsein ist nur ein Bewußtsein aus Gründen; und die eigentliche Wissenschaft stellen die Stoiker daher über die kataleptische Phantasie. Arkesilaos sagt nun, diese Gründe, diese kataleptische Phantasie ist für sich eine Vorstellung, ein Grundsatz, ein Inhalt überhaupt; diesen entwickelt die Wissenschaft, so daß er durch ein Anderes vermittelt vorgestellt wird, und dies ist sein Grund.
Diese Gründe aber sind nichts als solche kataleptische Phantasie, so ein durchs Denken aufgefaßter Inhalt. Diese Mitte bleibt also immer der Richter zwischen Vernunft und Meinung; und der Weise hat so nichts zum Kriterium, als was der Tor auch hat.

β) Weiter macht Arkesilaos die Unterschiede geltend, die besonders in neuerer Zeit hervorgehoben werden und auf die gefußt wird. "Das Begreifen (denkende Fassen) soll ferner das Moment des Begriffs in der begriffenen Vorstellung sein; wenn sie eine solche Zustimmung ist, so ist sie nicht."

"Denn αα) die Zustimmung des Weisen geht nicht auf eine Vorstellung (ϕαντασία), Bild, sondern muß auf einen Grund" als solchen gehen. Und ein solcher absoluter Grund ist nur ein Axiom; "denn nur gegen Axiome findet diese Zustimmung des Denkens statt.
"Das ist gut; darin liegt der Gegensatz gegen die moderne Welt.
- Entwickelter so: Das Axiom ist reiner Gedanke. Denken ist das Subjektive.
Es stimmt zu. Wem stimmt es zu?
Das Denken ist das Zustimmende einem Seienden (Vorgestellten, - dasselbe). Das Konkrete, die kataleptische Phantasie soll sein eine Vorstellung, der das Denken seine Zustimmung gegeben hat.
Dies geht auf einen Gedanken, und es ist nur ein Gedanke, dem es sich gemäß findet; nur ein allgemeines Axiom ist solcher Zustimmung fähig - d. h. überhaupt wieder ein Gedanke -, in ihm findet es sich.
Dann haben wir nur den Gedanken, nicht das Denken mit einem bestimmten Inhalt; dieser Inhalt ist ein Seiendes, ein Inhalt, der noch nicht als solcher Gedanke ist, noch nicht ins Denken aufgenommen ist.
Der Phantasie kann es aber nicht zustimmen.
Denn dies Seiende, Vorgestellte oder Bild ist sinnlich, ist etwas anderes als das Denken, ein ihm Fremdes; es kann also dem Denken nicht zustimmen. Sondern Axiome sind nur Abstrakte; also nur einem Axiom, Grundsatz, einem Allgemeinen kann das Denken zustimmen, d. h. dem unmittelbar reinen Gedanken als solchem.
Davon verschieden ist die Phantasie, das Einzelne.
Das Denken kann nicht seinem Verschiedenen zustimmen; im Gegenteil hält es sich entfernt von diesem, weil es ein ihm Fremdes ist.
- Dies ist ein Gedanke, der das Innere, Wesen der Sache trifft.
Arkesilaos macht also hier denselben berühmten Unterschied, der in der neueren Zeit als der Gegensatz von Denken und Sein, Idealität und Realität, Subjektivem und Objektivem mit so großer Wichtigkeit wieder aufgetreten ist. Die Dinge sind Anderes als Ich.
Wie kann ich zu den Dingen kommen?
Das Denken ist selbsttätiges Bestimmen eines Inhalts, als Allgemeinen; ein gegebener Inhalt ist aber Einzelnes, einem solchen kann man nicht zustimmen. Das eine ist hier, das andere jenseits,
- Subjektives und Objektives, was nicht zueinander kommen kann.
Um diesen Punkt hat sich eine Zeitlang die ganze Bildung der modernen Philosophie gedreht.
Es ist wichtig, ein Bewußtsein über diesen Unterschied zu haben und dies Bewußtsein gegen das Prinzip der Stoiker geltend zu machen.
Über diese Einheit des Gedankens und der Realität war es, daß die Stoiker hätten Rechenschaft zu geben gehabt; was sie nicht taten, was überhaupt im Altertum nicht geschah.
Denn diese haben nicht gezeigt, daß das Subjektive des Denkens und das Objektive in ihrer Verschiedenheit wesentlich dies sind, ineinander überzugehen, sich identisch zu setzen; was sich schon als Anfang in abstrakter Weise bei Platon findet.
Die Einheit des Denkens und der Phantasie ist eben das Schwierige;
ist also das Denken als solches Prinzip, so ist es abstrakt.
Die stoische Logik ist bloß formell geblieben; das Gelangen zu einem Inhalt hat nicht aufgezeigt werden können.
Das Weitere würde nun den Beweis betreffen, daß solch objektiver Inhalt und das subjektive Denken identisch sind und diese Identität ihre Wahrheit ist. Denken und Sein sind aber selbst solche Abstrakta, und man kann sich darin lange herumtreiben, ohne zu einer Bestimmtheit zu gelangen.
Diese Einheit des Allgemeinen und Besonderen kann also nicht Kriterium sein. Bei den Stoikern erscheint die kataleptische Phantasie als unmittelbar behauptet; es ist ein Konkretes, aber nicht gezeigt, daß es das Wahre dieser Unterschiedenen ist. Gegen dies unmittelbar angenommene Konkrete ist die Behauptung der Differenz beider ganz konsequent.
Es ist dieselbe Gedankenform, die wir auch noch heute finden.

Die begriffene Vorstellung soll das Wahre sein. Arkesilaos sagt aber:
"ββ) es gibt keine begriffene Vorstellung, die nicht auch falsch wäre, wie aus vielem und mancherlei bestätigt wird",
- wie die Stoiker selbst sagen, daß die kataleptische Phantasie wahr und falsch sein könne. Überhaupt bestimmter Inhalt hat sein Gegenteil an einem bestimmten, der ebenso als gedachter wahr sein müßte; was sich zerstört. Darin besteht das bewußtlose Herumtreiben in solchen Gedanken, Gründen, die nicht als Idee, als Einheit Entgegengesetzter aufgefaßt werden,
sondern in einem der Entgegengesetzten dies behaupten und ebensogut auch das Gegenteil.
Er hielt den Stoikern entgegen, daß die gedachte Vorstellung, ihr Prinzip, ebensogut etwas Wahres als Falsches sein könne und den Widerspruch in sich enthalte, daß sie das Denken eines Andern sein solle, das Denken aber nur sich selbst denken könne.
Das Wahre der Welt ist eben anders, ist νους, ist das Gesetz, das Allgemeine, was als solches für den Gedanken. Arkesilaos sagt, der Hauptinhalt unseres Bewußtseins sind solche Gründe, aber sie sind so nicht das Wahre; sie sind konkret, das Regierende, aber es ist nicht bewiesen, daß es das Wahre ist. Denn solche Vorstellungen sind das, was den Toren und den Weisen, d. h. dem Wissen und der Meinung zukommt, d. h. was ein Wahres oder Nichtwahres sein kann.
Es sind Gründe; sie sind relativ das Letzte für einen Inhalt, aber nicht an und für sich das Letzte. Sie können angesehen werden für gute Gründe, für Wahrscheinlichkeit, wie die Akademiker es ausdrücken; aber sie sind nicht das wahrhaft Letzte.
Dieses ist ein großes Bewußtsein, welches Arkesilaos hatte.
Weil aber so keine Einheit herauskommen kann, so zieht er dann eben daraus den Schluß:
"Es folgt hieraus, daß der Weise seine Zustimmung zurückhalten muß", - d. h. nicht eben so, daß er nicht denken soll, sondern er müsse dies Gedachte darum nicht als wahr ansehen; "sofern er so begreift wie die Stoiker und dies für wahr nimmt, weil es ein Gedachtes ist, ist er nur in der Meinung.
"Das hören wir auch noch jetzt: man denke, aber komme dadurch nicht zur Wahrheit; sie bleibe jenseits.

b) Arkesilaos in bezug auf das Praktische sagt27) , daß dadurch die Regel des Handelns nicht aufgehoben werde:
"Die Regel des Handelns ist nicht möglich ohne Bestimmung von etwas als wahr oder falsch", - ohne etwas für Recht usf. anzuerkennen; und der Zweck des Lebens, Glückseligkeit, werde nur durch sie erreicht, durch solche Gründe bestimmt
"Wer seinen Beifall aufhält, richtet sich in dem, was zu tun und zu lassen ist, nach dem (Wahrscheinlichen), was einen guten Grund hat (εὔλογον)",
- als die subjektiv überzeugende Vorstellung "zur Führung des Lebens".
Das ist richtig, daß der gute Grund nicht zur Wahrheit hinreicht.
"Die Glückseligkeit wird durch die Klugheit (durch den Verstand, Vernunft) hervorgebracht, und das verständige Betragen bewegt sich in gehörigem, rechtem Tun (ϰατοϱϑώμασι);
recht getan ist, was eine gut gegründete Rechtfertigung erlaubt", so daß es doch wie Wahres erscheint.
"Wer also auf das Wohlbegründete achtet, wird recht tun und glücklich sein"; dazu aber gehört Bildung, verständiges Denken.
Er bleibt bei diesem Unbestimmten stehen: Subjektivität der Überzeugung, Wahrscheinlichkeit, durch gute Gründe gerechtfertigt.
Wir sehen also, daß in Ansehung des Positiven Arkesilaos überhaupt nicht weiterkommt als die Stoiker; die Form ist anders.
Arkesilaos sagt dasselbe, was die Stoiker, nur daß, was die Stoiker als wahr ausdrücken, Arkesilaos gut begründet nennt. Im ganzen hatte er ein höheres Bewußtsein als die Stoiker: es soll jenes Begründete nicht die Bedeutung haben eines ansich Seienden, sondern nur für im Bewußtsein, weniger als das Ansich, - daß es nur eine relative Wahrheit enthalte, absolut wesentlich das Moment des Bewußtseins an ihm hat.

 

 

18) Diogenes Laertios IV, § 28; Brucker I, 746; Tennemann, Bd. IV, S. 443

19) Diogenes Laertios IV, § 38, 29-33, 42, 44

20) Diogenes Laertios IV, § 32

21) Diogenes Laertios IV, § 28, 36; Cicero, De finibus II, 1

22) Diogenes Laertios, § 43

23) Sextus Empiricus, Pyrrhoniae hypotyposes I, 33, § 232; Diogenes Laertios IV, § 32

24) Pyrrhoniae hypotyposes I, 33, § 233

25) Adversus mathematicos VII, § 150 ff

26) vgl. Cicero, Academicae quaestiones IV, 24

27) Sextus Empiricus, Adversus mathematicos VII, § 158

 

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