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Manfred Herok  2014

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2. Methodische Darstellung des kirchlichen Lehrbegriffs

Das Weitere ist die nähere bestimmtere Form, die die scholastische Theologie bekommen hat.
In einer zweiten Richtung der scholastischen Philosophie entstand jetzt das Hauptbemühen, den Lehrbegriff der christlichen Kirche methodisch zu machen, zugleich in Verbindung mit allen jenen metaphysischen Gründen, und diese stellte man nebst ihren Gegengründen bei allen Lehren gegeneinander auf, so daß die Theologie in einem wissenschaftlichen Systeme dargestellt worden ist, - während früher der kirchliche Unterricht für die allgemeine Bildung der Geistlichen darauf beschränkt war, daß man Glaubenslehren nacheinander vortrug und über jeden Satz aus Augustin namentlich und anderen Kirchenvätern Sentenzen, Stellen zusammenschrieb.
- Die Männer, die dies geleistet haben, waren:

a. Petrus Lombardus

Petrus aus Novara in der Lombardei in der Mitte des 12. Jahrhunderts ist Urheber dieser Methode. Petrus Lombardus stellte ein Ganzes von scholastischer Theologie auf, welches mehrere Jahrhunderte eine Grundlage blieb.
Er verfaßte so seine IV Libri sententiarum, daher er auch den Namen Magister sententiarum erhielt; jeder scholastische Gelehrte hatte so damals ein Prädikat: Doctor acutus, invincibilis, sententiosus, angelicus usf.
Er ist im Jahre 1164 gestorben. Diese sententiae sind viele Jahrhunderte lang die Grundlage des kirchlichen Lehrbegriffs gewesen.

Auch andere bedienten sich solcher Titel; Robert Pulleyn schrieb Sententiarum libros VIII.1)

Er sammelte die Hauptbestimmungen der kirchlichen Lehre aus Konzilien und Kirchenvätern und fügte dann über besondere Umstände subtile Fragen hinzu, welche die Schule beschäftigten und ein Gegenstand der Disputationen wurden.
Er selbst beantwortete zwar diese Fragen, ließ aber dann noch Gegengründe folgen;
die Antwort läßt die Sache bei Petrus oft problematisch, so daß die Fragen eigentlich nicht entschieden beantwortet waren.
Die Gründe werden von beiden Seiten aufgezählt; die Kirchenväter widersprechen sich,
und für die eine und die andere entgegengesetzte Seite sammelte man eine Menge Beweisstellen aus ihnen.
So entstanden theses, dazu quaestiones, hierzu argumenta, dagegen positiones und endlich dubia, - je nachdem man die Worte in diesem oder jenem Sinne nahm, dieser oder jener Autorität folgen wollte.

Es kam doch Methode herein. Diese Mitte des 12. Jahrhunderts macht die Epoche aus, wo die Scholastik als gelehrte (philosophische) Theologie allgemeiner wurde.
Dieses Buch ist im ganzen Mittelalter von den doctores theologiae dogmaticae kommentiert worden, welche nun als die öffentlichen Bewahrer der kirchlichen Lehre galten.
Die Geistlichkeit hatte Seelsorge. Jene Doktoren hatten überhaupt Autorität, hielten Synoden, kritisierten und verdammten diese oder jene Lehren, Bücher als ketzerisch usf., - auf Synoden oder als Sorbonne, eine Gesellschaft solcher Doktoren an der Universität zu Paris.
Man kann sie für Kirchenversammlungen, für eine Art von Vätern in Ansehung des christlichen Lehrbegriffs ansehen.

Besonders hielten sie gegen die Schriften von Mystikern, wie des Amalrich und seines Schülers David von Dinanto, die in ihrer Ansicht, dem Proklos ähnlich, auf die Einheit zurückgingen. Amalrich, 1204 als Ketzer angeklagt2) , sagte z. B.:
"Gott ist alles, Gott und die Kreatur sind nicht verschieden; in Gott sind alle Dinge, Gott ist die eine allgemeine Substanz."3)
"David behauptete: Gott ist die erste Materie (ὕλη), und alles ist eins der Materie nach und Gott eben diese Einheit. Er teilte alle Dinge in drei Klassen: Körper, Seelen, ewige immaterielle Substanzen oder Geister.
Das unteilbare Prinzip der Seelen ist der νους, das der Geister Gott. Diese drei Prinzipien sind identisch und daher alle Dinge dem Wesen nach eins."4)
Seine Bücher wurden verbrannt.
- Der Andere, der hier berühmt ist, war:
Thomas von Aquino >>>

 

 

1) Brucker III, 767-768

2) Tennemann, Bd. VIII, S. 317

3) Brucker III, 688

4) Thomas Aquinas, in IV libros sententiarum, L. II, Dist. 17, Qu. 1, Art. 1; Albertus Magnus, Summa Theologica I, Tract. IV, Qu. 20 (Opera XVII, p. 76)

 

 

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