b. Walter von Montagne
Walter von Montagne (gestorben 1174) ging auf Vereinigung des Einzelnen und Allgemeinen: das Allgemeine muß individuell sein, die Universalien müssen mit den Individuen dem Wesen nach vereinigt sein.1) - Später waren die beiden Parteien als Thomisten, vom Dominikaner Thomas von Aquino, und Scotisten, vom Franziskaner Johann Duns Scotus, berühmt.
Doch erlitt die Bestimmung, ob die allgemeinen Begriffe Realität haben und inwiefern, sehr mannigfaltige Modifikationen, und die Parteien [bekamen] sehr verschiedene Namen. Der krasse Nominalismus erklärte also die allgemeinen Begriffe für bloße Namen und schrieb allein den Individuen Realität zu: das Allgemeine (die Universalien) hat nur in der Sprache Realität. Umgekehrt der Realismus: daß in dem individuellen Dinge keine Realität ist, sondern die Universalien allein Realität haben und das sie Unterscheidende nur ein Akzidenz oder eine reine Differenz ist. Sie kommen nicht recht von dem einen zum anderen. Es waren unter ihnen, welche den richtigen Gedanken faßten, daß die Einschränkung des Allgemeinen, und zwar des Allgemeinsten, des Seins, der Entität, die Individuation eine Negation ist. Andere: daß dies Einschränkende selbst etwas Positives ist, aber nicht durch eine Zusammensetzung eins mit ihm sei, sondern in einer metaphysischen Verbindung mit ihm stehe, d. h. eine Verbindung, wie der Gedanke sich mit dem Gedanken verbindet. Wohin auch dies gehört, daß das Individuelle nur ein deutlicherer Ausdruck dessen ist, was schon im allgemeinen Begriffe enthalten ist; so daß die Begriffe, ungeachtet ihrer Teilung und an ihnen gesetzten Differenz, doch einfach bleiben. Übrigens ist Sein, Entität schlechthin ein Begriff.2)
Thomas, Realist, setzte die allgemeine Idee als unbestimmt, die Individuation in der bezeichneten Materie (materia signata), der Materie in ihren Dimensionen, d. h. Bestimmungen. Das Urprinzip ist allgemeine Idee, - die Form kann für sich sein, actus purus (Aristoteles); die Identität von Materie und Form, die Formen der Materie als solcher sind entfernter vom Urprinzip, - die denkenden Substanzen bloße Formen.3) - Scotus ist das Allgemeine vielmehr das individuelle Eins. Eins kann auch in anderen vorkommen, die unbestimmte Materie wird durch einen inneren positiven Zusatz individuell; das Wesen der Dinge sind ihre substantiellen Formen.4) Er hat viel darüber sich den Kopf zerbrochen. Die Formalisten gestanden den Universalien nur die ideale Realität in dem beschauenden göttlichen und menschlichen Verstande zu.5) - Nahe damit zusammen hängt der Gedanke, den wir bei den Scholastikern erst finden, nämlich sogenannte Beweise vom Dasein Gottes zu suchen und zu geben .
1) Tennemann, Bd. VIII, S. 339; Joh. Sarisberiensis, Metalogicus II, c. 17
2) Tiedemann, Geist der spekulativen Philosophie III, Bd. V, S. 401-402; Suarez, Disputationes metaphysicae I, 6
3) Tiedemann, Bd. IV, S. 490 491; Thomas Aquinas, De ente et essentia, c. 3, 5
4) Tiedemann, Geist der spekulativen Philosophie III, S. 609-613; Scotus, in Magistrum sententiarum L. II, Dist. 3, Qu. 1-6
5) Rixner, Handbuch der Geschichte der Philosophie, Bd. II, S. 110
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