B. Allgemeine geschichtliche Gesichtspunkte
Die nähere scholastische Philosophie hält sich vielmehr an die Lehre der Kirche; es wurde dabei das kirchliche System zugrunde gelegt. "Die wahre Philosophie ist die wahre Religion, und die wahre Religion ist die wahre Philosophie", sagte schon Scotus Eriugena.*) Wir haben Glaubenslehre der christlichen Kirche, sie wurde früh festgesetzt durch Kirchenkonzilien; der Glaube der evangelischen Kirche ist schon vor diesen Konzilien vorhanden gewesen, die katholische Kirche aber stützt sich auf Konzilien. - An Hauptgedanken und Interessen des Denkens sind den Scholastikern eigen: α) der Streit zwischen Nominalismus und Realismus; β) die Beweise vom Dasein Gottes, - eine ganz neue Erscheinung.
*) De praedestinatione. Prooemium(Veterum auctorum, qui IX saeculo de praedestinatione et gratia scripserunt, opera et fragmenta, cura Gilb. Mauguin, Paris 1650, T. I, p. 103)
1. Bauen der Glaubenslehre auf metaphysische Gründe
Näher war das Bemühen der Scholastiker erstens, die Glaubenslehre der christlichen Kirche auf metaphysische Gründe zu bauen. Hernach werden auch die gesamten Lehren der Kirche systematisch behandelt. Dann hatten sie Zweige, Modifikationen an dieser Lehre, die durch den Lehrbegriff nicht entschieden waren. Jene Gründe selbst und dann diese weiteren speziellen Seiten waren dem freien Räsonnement überlassene Gegenstände. Neuplatonische Philosophie lag zunächst den Theologen vor; man erkennt die Manier dieser Schule in den älteren und reineren Scholastikern. - Anselmus und Abaelard haben sich unter den späteren berühmt gemacht. >>>
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