B. Kommentatoren des Aristoteles ( Arabische Philosophie )
Sonst haben die Araber sehr fleißig Aristoteles' Schriften studiert, sie haben sich im ganzen insbesondere seiner metaphysischen und logischen Schriften, seiner Physik bedient; und sie vielfach zu kommentieren und das abstrakte Logische noch weiter hinauszutreiben, war eine Hauptarbeit. Von diesen Kommentaren sind sehr viele noch jetzt vorhanden. Dergleichen Werke sind im Abendlande bekannt, auch ins Lateinische übersetzt und gedruckt; aber es ist nicht viel daraus zu holen. Die Araber haben Verstandesmetaphysik und formelle Logik ausgebildet. Die berühmten Araber haben zum Teil noch im 8. und 9. Jahrhundert gelebt; dieses ist also sehr schnell gegangen, da das Abendland noch sehr wenig ausgebildet war.
Al-Kindi, Kommentator der Logik, blühte um und nach 800 unter Al-Mamun.1) - Al-Farabi starb 966, schrieb Kommentare über Aristoteles' Organon, die von den Scholastikern fleißig benutzt worden, dann Von dem Ursprung und der Einteilung der Wissenschaffen. Man erzählte von ihm, daß er Aristoteles' Abhandlung Vom Gehör vierzigmal und seine Rhetorik zweihundertmal durchgelesen habe, ohne daß ihn ein Überdruß angewandelt2) ; er muß einen guten Magen gehabt haben. - Selbst die Ärzte haben sich mit Philosophie beschäftigt und sind so zu einer Theorie gekommen: z. B. Avicenna (geb. 984, gest. 1064) aus Buchara, im Osten des Kaspischen Meeres, Kommentator des Aristoteles.3) - Al-Gazel (gest. 1127 zu Bagdad) schrieb Kompendien über Logik und Metaphysik; er war ein geistreicher Skeptiker, hatte großen orientalischen Sinn, hielt die Worte des Propheten für reine Wahrheit, schrieb Destructio philosophorum.4) - Thophail starb in Sevilla 1193. Averroes starb 1217, hieß vorzugsweise der Kommentator des Aristoteles.5)
Die Bekanntschaft der Araber mit Aristoteles hat das geschichtliche Interesse, daß auf diesem Wege auch das Abendland zuerst mit Aristoteles bekannt geworden. Die Kommentarien über Aristoteles und Zusammenstellung der Aristotelischen Stellen sind Quelle für die Abendwelt geworden. Die Abendländer haben lange nichts gekannt vom Aristoteles als solche Rückübersetzungen Aristotelischer Werke und Übersetzungen arabischer Kommentare über Aristoteles. Von spanischen Arabern, besonders von Juden im südlichen Spanien und Portugal und in Afrika, wurden diese Übersetzungen nun aus dem Arabischen ins Lateinische gemacht; oft ist also erst noch hebräische Übersetzung dazwischen.
1) Pocock, Specim. hist. Arab., p. 78-79; Hottinger, Biblioth. orient., c. 2, p. 219; Brucker III, p. 65-66; Tennemann, Bd. VIII, S. 374
2) Hottinger, p. 221; Gabriel Sionita, De moribus Orient., p. 16; Brucker, p. 73-74; Tennemann, S. 374-375
3) Leo Africanus, De illustribus Arabum viris, c. 9, p. 268; Abulphar. Dynast. IX, p. 230; Tiedemann, Geist der spekulativen Philosophie, Bd. IV, S. 112 ff.; Brucker, p. 80-84
4) Leo Africanus, c. 12, p. 274; Brucker, p. 93-95; Tiedemann, S. 120-126; Tennemann, S. 383-396
5) Brucker, p. 97, 101; Tennemann, S. 420-421
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