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4. Logik                                                                                                  Philosophie des Aristoteles

Noch ist die Logik des Aristoteles zu betrachten übrig, ebensosehr jahrhunderte- und jahrtausendelang geehrt als jetzt verachtet.
Obzwar die Logik hier zum erstenmale erwähnt wird und in der ganzen folgenden Geschichte der Philosophie nie eine andere erwähnt werden kann (denn es hat sonst keine gegeben, wenn man nicht das Negative des Skeptizismus hierher rechnen will),
so kann hier doch nicht von ihrem näheren Inhalt die Rede sein, nur eine allgemeine Charakterisierung derselben Platz finden.
Er ist als der Vater der Logik angesehen worden; seit Aristoteles' Zeiten hat die Logik keine Fortschritte gemacht.
Diese Formen teils über Begriff, teils über Urteil, Schluß kommen von Aristoteles her - eine Lehre, welche bis auf den heutigen Tag beibehalten und keine weitere wissenschaftliche Ausbildung erlangt hat -, sie sind ausgesponnen und dadurch formeller geworden.
Das Denken in seiner endlichen Anwendung hat Aristoteles aufgefaßt und bestimmt dargestellt. Er hat sich wie ein Naturbeschreiber verhalten bei diesen Formen des Denkens, aber es sind nur die endlichen Formen bei dem Schließen von einem auf das andere;
es ist Naturgeschichte des endlichen Denkens.

Indem sie ein Bewußtsein über die abstrakte Tätigkeit des reinen Verstandes (nicht Wissen von diesem und jenem Konkreten),
reine Form ist, so ist dies Bewußtsein in der Tat bewundernswürdig und noch bewundernswürdiger in dieser Ausbildung dieses Bewußtseins - und ein Werk, das der Tiefe des Erfinders, der Stärke seiner Abstraktion die höchste Ehre macht.
Denn die höchste Stärke des Zusammenhaltens über das Denken, Vorstellen ist, es vom Stoffartigen zu trennen und es festzuhalten;
und fast noch mehr, wie es, mit dem Stoffe amalgamiert, sich auf die mannigfaltigste Weise umherwirft und einer Menge von Wendungen fähig ist. Aristoteles betrachtet nicht nur die Bewegung des Denkens, sondern ebenso des Denkens am Vorstellen.

Sie ist enthalten in den logischen Schriften, die unter dem Namen Organon zusammengefaßt sind. Hierher gehören fünf Schriften.

a) Die Kategorien (ϰατηγοϱίαι) oder die einfachen Wesenheiten, die allgemeinen Bestimmungen, das, was von dem Seienden gesagt wird (ἁ των ὀντων ϰατηγοϱειται); ebensowohl das, was wir Verstandesbegriffe nennen, als Wesenheit der Dinge.
Es kann dies eine Ontologie sein, der Metaphysik angehörig; diese Bestimmungen kommen daher auch in Aristoteles' Metaphysik vor.

Das zweite Kapitel: Πεϱὶ των λεγομένων. Λέγειν, wie aus λόγος erhellt, bezeichnet mehr als das bloße Sagen; und hier ist es noch dem Homonymen usw. des ersten Kapitels entgegengesetzt. Τὰ λεγόμενα ist überhaupt der Ausdruck für bestimmte Begriffe. § 1 fängt an των λεγομένων, § 2 των ὀντων τὰ μέν, - und beides wird entgegengesetzt. Aber als τὰ λεγόμενα rein als solche, als subjektive Beziehungen, führt Aristoteles bloß an: "Mit Verbindung oder ohne Verbindung; der Mensch läuft, - der Mensch, Läuft."
Diese ὀντων τὰ μέν gehören unter das Erste der Einteilung (ϰατὰ συμπλοϰήν) und sind allerdings Beziehungen überhaupt,
solcher, die sind, für sich; also ist die Beziehung nicht an ihnen selbst, sondern subjektiv oder außer ihnen. Alsdann von den οὐσι sagt er sogleich των ὀντων τὰ μὲν λέγεται ϰαϑʼ ὑποϰειμένου τινός, und so gebraucht er weiter immer, auch von den οὐσι, λέγεται und setzt ihm das ἐστί entgegen; so daß λέγεται von einer Gattung in der Beziehung auf ihr Besonderes gesetzt wird, - hingegen ἐστί von einem Allgemeinen, das nicht Idee, sondern Einfaches ist.

"§ 2. α) Es gibt Bestimmtheiten (ὀντα), welche auf ein Subjekt bezogen (von einem Subjekt ausgesagt) werden (λέγεται),
aber in keinem Subjekte sind, wie Mensch auf einen bestimmten Menschen; es ist aber nicht in einem bestimmten Menschen."

"β) Andere sind in einem Subjekte, werden aber nicht so auf ein Subjekt bezogen (von einem Subjekte gesagt), (in einem Subjekte heißt: nicht als Teil in ihm sein, aber nicht sein können ohne ein Subjekt) wie eine Grammatik (τὶς γϱαμματιϰ?ή, Farbe) in einem Subjekte
(der Seele) ist, aber nicht von einem Subjekte gesagt" oder nicht als Gattung auf ein Subjekt bezogen werden kann.

"γ) Anderes wird bezogen auf ein Subjekt und ist in einem Subjekt; die Wissenschaft" (der Grammatik) "ist in der Seele und wird auf Grammatik bezogen."

"δ) Anderes ist weder in einem Subjekt noch wird es auf ein Subjekt bezogen: ein gewisser Mensch, das Einzelne, Zahlbestimmung; doch kann einiges in einem Subjekte sein, wie eine bestimmte Grammatik."

Subjekt (ὑποϰείμενον), besser Substrat: es ist dasjenige, worauf der Begriff sich bezieht, dasjenige, was in der Abstraktion weggelassen wird, - das Entgegengesetzte, worauf ein Begriff sich notwendig bezieht.

Man sieht, Aristoteles hat den Unterschied von Gattung, Allgemeinem und Einzelnem im Sinne.

α) Die Gattung, λέγεται, von einem Menschen, ist aber nicht in ihm oder ist nicht als Einzelnes.
- Der tapfere Mann ist ein Wirkliches, allgemein ausgedrückt. In der Logik und den Begriffen ist der Gegensatz immer gegen ein Wirkliches; das logisch Wirkliche ist an sich ein Gedachtes.
Die Logik sucht in ihren drei Stufen die Kategorien des Absoluten nachzuäffen. Begriff ist logisch Wirkliches, an sich bloß Gedachtes, Mögliches. Im Urteil setzt sie einen Begriff A als ein Wirkliches (Subjekt, ὑποϰείμενον) und verbindet ein Anderes als Begriff B damit; B soll der Begriff sein, und A in Rücksicht auf ihn ein Sein haben, - aber B ist nur der allgemeinere Begriff. Im Schluß soll die Notwendigkeit nachgeahmt werden; schon in einem Urteil ist eine Synthesis eines Begriffs und seinsollenden Seins, im Schluß soll sie die Form der Notwendigkeit tragen, indem beides in einem Dritten gleichgesetzt wird, im medius terminus, nach der Vernunft, die in der μεσότης die Entgegengesetzten gleichsetzt. Der Obersatz drückt logisches Sein aus; der Untersatz logische Möglichkeit
(Caius ist ein bloß Mögliches für die Logik); der Schlußsatz verbindet beides.
Der tapfere Mann ist ein Gedachtes in die Form des Seins gesetzt, es ist ein Begriff als Wirkliches ausgedrückt;
- die Tapferkeit ist reine Form der Abstraktion, reines Setzen des rein Gedachten.
Vor der Vernunft ist die Tugend das Lebendige;
sie ist die wahre Realität.

β) Das Allgemeine überhaupt, das nicht Gattung ist (d. h. nicht in sich selbst die Einheit des Allgemeinen und Besonderen,
- oder absolute Einzelheit, Unendlichkeit), dies ist wohl in einem Subjekte Moment oder Prädikat, aber es ist nicht für sich,
οὐ λέγεται,
es ist nicht an sich selbst; ὃ λέγεται: was, als Allgemeines, für sich ist oder in ihm selbst zugleich unendlich.

γ) Das Besondere, was λέγεται, wie Wissenschaft in ihr selbst unendlich ist, und so die Gattung z. B. der Grammatik; und zugleich Allgemeines, oder als nicht Einzelnes, und Moment eines Subjekts ist.

δ) Des Aristoteles ist, was unmittelbare Vorstellung heißt: das Individuelle, Einzelne. (Die Ausnahme, daß einiges, z. B. eine bestimmte Grammatik, auch in einem Subjekte sei, gehört nicht hierher; denn die bestimmte Grammatik ist nicht wesentlich an ihr selbst Einzelnes.)

"§ 3. Wenn etwas von einem Anderen prädiziert wird (ϰατηγοϱειται) als von einem Subjekte, so gilt, was vom Prädikate gesagt wird (λέγεται)", worauf es als Allgemeines bezogen ist, "auch vom Subjekte." (Dies ist der gewöhnliche Schluß; man sieht schon hieraus,
daß, indem dies so kurz abgefertigt wird, der eigentliche Schluß bei Aristoteles eine viel größere Bedeutung hat.)

"§ 4. Verschiedene Gattungen, die einander nicht untergeordnet sind (ὑπʼ ἄλληλα τεταγμένα), haben verschiedene spezifische Differenzen; (§ 5) hingegen untergeordnete können dieselben haben, denn was von den oberen gilt, gilt auch von dem Subjekte"
(hier heißt ὑποϰείμενον nicht das Subjekt als solches oder wesentlich als Einzelnes Bestimmte, sondern das Untergeordnete überhaupt).

"§ 6. Was ohne Verbindung λέγεται." Bisher von dem Verbundenen, wie Gattung usf. Aristoteles legte c.
 2 die Einteilung in λεγόμενα ἄνευ συμπλοϰης und ϰατὰ συμπλοϰήν zugrunde; dies bisher, - jenes in der Folge, als eigentliche Kategorien, diese ἄνευ συμπλοϰης. "§ 8. Keins derselben ist eine Negation oder Affirmation, ist wahr oder falsch."

Diese Kategorien sind hier zusammengestellt; jedoch ist das Werk nicht für vollständig anzusehen. Aristoteles nimmt ihrer zehn an25) :
1. Substanz, Sein (σὐσία);
2. Qualität (ποιόν);
3. Quantität (ποσόν) - ὕλη;
4. Verhältnis (πϱός τι);
5. Ort (που);
6. Zeit (ποτέ);
7. Lage (ϰεισϑαι);
8. Haben (ἔχειν);
9. Tun (ποιειν) und
10. Leiden (πάσχειν). Diese nennt er Prädikabilien und fügt dann noch hinzu fünf Postprädikamente26) ;
er stellt sie so nebeneinander.

Kapitel 5. "Vom Wesen (σὐσία, Substanz)." § 1. Die Substanz, und zwar ἡ ϰυϱιώτατά τε ϰαὶ πϱώτως ϰαὶ μάλιστα λεγομένη,
ist dem Aristoteles das Individuum, das Einzelne (s. c. 2, δ); "alsdann (§ 2) die zweiten Substanzen sind, in welchen, als Arten (εἴδεσιν), jene ersten sind: sie und auch die Gattungen dieser Arten."

Die Kategorien der Relation sind Synthesen der Qualität und Quantität, sie gehörten somit der Vernunft an; aber sie gehören dem Verstande an und sind Formen der Endlichkeit, insofern sie als Relationen gesetzt werden.
Das Sein, das Wesen ist in ihnen das Erste; neben aber steht das Mögliche (Akzidenz, Bewirktes), aber getrennt. In der Substanz ist
A Sein, B Möglichkeit; im Kausalitätsverhältnisse ist A und B Sein, aber A wird in B gesetzt als ein Setzen des A. A der Substanz ist logisches Sein,
es ist das Wesen entgegengesetzt seiner Existenz, und diese Existenz ist in der Logik bloße Möglichkeit.
In der Kategorie der Kausalität ist das Sein des A in B ein bloßes Sein der Reflexion; B ist für sich selbst ein Anderes.
In der Vernunft ist A ebensowohl Sein des B als des A, und A ist ganzes Sein des A, so wie des B.

"§ 3. Von Untergeordneten wird Name und Verhältnis (λόγος, Gattung) des Allgemeinen (των ϰ?αϑ?ʼ ὑποϰειμένου λεγομένων) prädiziert; (§ 4) hingegen unmöglich die Gattung des ἐν ὑποϰειμένῳ ὄντος von dem Subjekte (ὑποϰειμένου, Untergeordnetem): der λόγος des Weißen (Farbe) nicht vom Körper, in dem es ist."

"§ 5. Das Andere aber (außer der Definition überhaupt, und dem Namen bei einigen) wird auf die Subjekte" (das Einzelne) "bezogen (λέγεται), - oder ist in ihnen; ohne die ersten Substanzen (das Einzelne) kann also nichts anderes sein, - (§ 7) weil sie allem anderen zugrunde liegen (διὰ τὸ τοις ἀοις ἅπασι ὑποϰεισϑαι)."

Das Genus ist nach Aristoteles weniger Substanz als die Art: "§ 6. Von den zweiten Substanzen ist die Art mehr Substanz als die Gattung; denn sie ist der ersten Substanz näher, eigentümlicher, - (§ 7) und die Gattung wird von der Art, nicht umgekehrt, prädiziert;
die Art ist das Subjekt. § 8. Aber die Arten sind in gleichem Grade Substanzen, (§ 9) so wie von den πϱώταις οὐσίαις keine mehr Substanz ist als die andere."

"§ 10. Auch sind die Arten und Gattungen vor dem Übrigen" (Eigenschaften, Akzidenzen) "zweite Substanzen zu nennen; der Begriff Mensch vor dem, daß er weiß ist oder läuft." Abstraktion ist also zweierlei: z. B. "Mensch" und "gelehrt", beides sind Eigenschaften eines bestimmten Individuums; jenes abstrahiert nur von der Einzelheit und ist also Erhebung des Einzelnen zum Vernünftigen,
- es geht nichts verloren als die Entgegensetzung der Reflexion, nicht die Totalität.

"§ 12. Von den zweiten (und ersten) οὐσίαις (Mensch und ζωον von einem bestimmten Menschen) wird sowohl der Name als der λόγος von dem bestimmten Menschen gesagt, aber sie selbst sind nicht in dem bestimmten Menschen; hingegen vom Übrigen,
was in einem Substrat ist, kann wohl der Name vom Substrat prädiziert werden, aber nicht der λόγος."

§ 15. Was von den Substanzen gelte, gelte auch von den διαϕοϱαις, der Name sowohl als der λόγος sei συνώνυμον.

b) Die zweite Schrift ist über die Interpretation; es ist die Lehre von den Urteilen und Sätzen. Sätze sind, wo Affirmation (ϰατάϕασις) und Negation (ἀπόϕασις), wo ψευδος und ἀλήϑεια stattfindet27) - nicht in dem, wenn der νους sich selbst denkt, im reinen Denken ist; nicht Allgemeines, sondern Einzelnes.

c) Die dritte sind seine analytischen Bücher, deren zwei Werke sind, die früheren und die späteren; sie handeln besonders ausführlich von dem Beweise und den Verstandesschlüssen, - Demonstration. "Der συλλογισμός ist ein Grund (ἐστὶ λόγος, Begründen), in welchem, wenn einiges gesetzt ist, ein Anderes als das Gesetzte nach der Notwendigkeit folgt."28) Aristoteles' Logik hat die allgemeine Theorie der Schlüsse hauptsächlich sehr genau behandelt; sie sind gar nicht allgemeine Form der Wahrheit. In seiner Metaphysik, Physik, Psychologie usf. hat er nicht geschlossen, sondern gedacht, den Begriff an und für sich.

d) Das vierte sind die topischen Bücher (τοπιϰά) oder von den Örtern. Dies sind die Gesichtspunkte, die Aristoteles durchführt, woraus Sache betrachtet werden kann. Cicero und Giordano Bruno haben dies näher bearbeitet. Aristoteles gibt eine große Anzahl von allgemeinen Gesichtspunkten an, die bei einem Gegenstande, Satze oder Aufgabe usf. genommen werden können.
Jede Aufgabe könne sogleich auf diese verschiedenen Gesichtspunkte reduziert werden, die überall vorkommen müssen.
Diese Örter sind so gleichsam ein Schema von mancherlei, um danach einen Gegenstand zu betrachten, ihm nachzuforschen,
- eine Arbeit, die besonders für die Bildung von Rednern und das Schwatzen sehr zweckmäßig schien:
es ist dies ein Erfordernis, Redner zu bilden, indem das Bewußtsein der Gesichtspunkte die Möglichkeit an die Hand gibt, einem Gegenstande sogleich vielerlei Seiten abzugewinnen und sich nach diesen Seiten über ihn zu verbreiten.

Es ist Dialektik, - äußere Reflexionsbestimmungen. Aristoteles sagt29) , es sei ein Instrument, Sätze und Schlüsse zu finden aus Wahrscheinlichem.
- Solche Orte (τόποι) sind allgemein:
α) Verschiedenheit;
β) Ähnlichkeit;
γ) Gegensatz;
δ) Verhältnis;
ε) Vergleichung. "Örter, zu beweisen, daß etwas besser oder wünschenswerter,
sind:
α) Dauer der Zeit;
β) Autorität dessen oder mehrerer, die es erwählen;
γ) Gattung gegen die Art;
δ) wünschenswert für sich;
ε) weil es in einem Besseren ist;
ζ) Zweck;
η) Vergleichung des Zwecks und der Folge;
ϑ) schöner und lobenswürdiger" usf.30) Aristoteles sagt31) , "man müsse sich gegen die Dialektiker der Syllogismen,
gegen die Menge der Induktion bedienen". Ebenso trennt Aristoteles die dialektischen und beweisenden Syllogismen von der rhetorischen und jeder Art der Überzeugung32) ; zu den rhetorischen rechnet Aristoteles die Induktion.

e) Die fünfte Schrift endlich sind die sophistischen Elenchen (σοϕιστιϰοὶ ἔλεγχοι), oder von den Wendungen, wie der Widerspruch in der Vorstellung hervorgebracht wird, - im bewußtlosen Fortlaufen des Gedankens (in den Kategorien) im Stoffartigen, worin er in beständigen Widerspruch mit sich selbst gerät. Die sophistischen Elenchen verführen das bewußtlose Vorstellen zu solchen Widersprüchen und machen es darauf aufmerksam. Bei Zenon wurden sie erwähnt. Besonders waren die Megariker stark darin. Aristoteles geht sie in der Art und Weise durch, daß er solche Widersprüche auflöst; er zeigt die Auflösung dieser Widersprüche durch die Unterscheidung und Bestimmung. Er betrachtet die Elenchen, die die Sophisten und besonders die Megariker aufgesucht haben,
um das bewußtlose Vorstellen zu verleiten und darin zu fangen. Aristoteles verfährt bei der Auflösung dieser Widersprüche ruhig und sorgsam und läßt sich die Mühe nicht verdrießen, eine Menge durchzugehen und aufzulösen, wenn sie auch mehr dramatischer Art sein sollten. Früher schon sahen wir Beispiele bei den Megarikern.

Diese Teile machen zusammen sein Organon aus; was in unseren gewöhnlichen Logiken davon vorkommt, ist in der Tat das Wenigste und Trivialste, - häufig nur die Isagoge des Porphyr. Diese Aristotelische Logik enthält besonders in den ersten Teilen, in der Interpretation und den analytischen Büchern, schon Darstellungen der Formen, die in der gewöhnlichen Logik abgehandelt werden,
die allgemeinen Denkformen, die Grundlage dessen, was bis in die neuesten Zeiten als Logik bekannt ist.

α) Es ist ein unsterbliches Verdienst des Aristoteles, dies Bewußtwerden über die Tätigkeiten des abstrakten Verstandes, diese Formen erkannt und bestimmt zu haben, die das Denken in uns nimmt. Denn was uns sonst interessiert, ist das konkrete Denken, das Denken versenkt in äußere Anschauung: jene Formen sind darin versenkt, es ist ein Netz von unendlicher Beweglichkeit; und diesen feinen,
sich durch alles hindurchziehenden Faden - jene Formen - zu fixieren, zum Bewußtsein zu bringen, ist ein Meisterstück von Empirie,
und dies Bewußtsein ist von absolutem Wert. Das bloße Betrachten, als eine Kenntnis von den mancherlei Formen und Wendungen dieser Tätigkeit, ist schon wichtig und interessant genug. Denn so trocken und gehaltlos uns das Aufzählen der verschiedenen Arten von Urteilen und Schlüssen und deren mannigfaltigen Verschränkungen erscheinen kann, auch nicht dienlich, die Wahrheit zu finden,
so darf wenigstens im Gegensatz nicht andere Wissenschaft dagegen erhoben werden. Z. B. gilt es für würdige Bestrebung, die unsägliche Menge von Tieren, Insekten, 167 Kuckucksarten, wo eine einen Busch auf dem Kopfe anders gebildet hat, eine neue elende Art von einem elenden Geschlechte eines Mooses (Moos ist Schorf), Insekts, Geschmeißes, der Wanzen (gelehrte Entomologie) kennenzulernen; es ist viel wichtiger, die mancherlei Arten der Bewegung des Denkens als jenes Ungeziefers kennenzulernen.
Das Beste, was über die Formen des Urteils, Schlusses usf. in der gewöhnlichen Logik vorkommt, ist aus diesen Schriften des Aristoteles genommen; man hat viel im Detail daran ausgesponnen, aber das Wahrhafte findet sich schon bei Aristoteles.

β) Der eigentliche philosophische Wert der Aristotelischen Logik. Diese Logik hat in unseren Lehrbüchern die Stellung und Bedeutung erhalten, daß sie nur die Tätigkeit des Verstandes als Bewußtsein ausdrücke und enthalte; Anweisung, richtig zu denken, so daß es scheint, als ob die Bewegung des Denkens etwas für sich wäre, was das, worüber gedacht wird, nichts anginge, - Gesetze unseres Verstandes, wodurch wir zur Einsicht kommen, aber durch eine Vermittlung, Bewegung, welche nicht die Bewegung der Dinge selbst wäre.
Das Resultat soll freilich Wahrheit sein, so daß die Dinge so beschaffen sind, wie wir sie nach den Gesetzen des Denkens herausbringen. Aber die Weise dieses Erkennens hat bloß eine subjektive Bedeutung; das Urteil, der Schluß ist nicht Urteil,
nicht Schluß der Dinge selbst.

Wenn nun nach dieser Ansicht das Denken für sich ist, so erscheint es nicht an sich als Erkennen oder hat keinen Inhalt an und für sich selbst, - eine formelle Tätigkeit, die sich wohl richtig verläuft, aber deren Inhalt für sie ein gegebener ist. Es wird zu etwas Subjektivem in diesem Sinne. An und für sich sind diese Schlüsse richtig, aber weil ihnen der Inhalt fehlt, reicht dies Urteilen und Schließen nicht zur Erkenntnis der Wahrheit hin.
So geben die Logiker ihre Formen, und das, für was sie gegeben werden, wird getadelt,
- daß sie Formen sind. Beide Teile gestehen dies zu, daß sie richtig sind. Allein in dieser Ansicht und Tadel ist das Wahre selbst verfehlt; das Unwahre überhaupt die Gestalt des Gegensatzes des Subjekts und Objekts und der Mangel ihrer Einheit, - nicht die Frage,
ob etwas an und für sich selbst wahr ist. So gelten die sogenannten Denkgesetze des Schließens als wahr oder vielmehr richtig für sich selbst; und daran hat noch niemand gezweifelt. Das Schlimmste, was ihnen nachgesagt wird, ist, daß sie formal sind, der Fehler nur daran liege: sowohl die Gesetze des Denkens als solchen als seine Bestimmungen, die Kategorien, entweder nur Bestimmungen am Urteil oder nur subjektive Formen des Verstandes, gegen die das Ding an sich noch etwas anderes ist.

Allein
α) wenn sie auch nicht den empirischen Inhalt haben, so sind sie selbst der Inhalt, - wahre Wissenschaft, Wissenschaft vom Denken: nichts Formales, Inhalt. Denken und seine Bewegung ist der Inhalt, - ein so interessanter Inhalt, als es irgendeinen geben kann, für sich wahr. Allein hier tritt wieder der Nachteil der ganzen Aristotelischen Manier, und zwar im höchsten Grade ein.
Im Denken und der Bewegung des Denkens, als eines solchen, fallen in der Aristotelischen Manier und in aller folgenden Logik die einzelnen Momente auseinander; es sind eine Menge Arten des Urteilens und des Schließens, deren jede so für sich gilt und an und für sich, als solche, Wahrheit haben soll. So sind sie eben Inhalt, gleichgültiges, unterschiedenes Sein: die berühmten Gesetze des Widerspruchs usf., die Schlüsse usf.;
so einzeln haben sie eben keine Wahrheit. Nur ihre Totalität ist die Wahrheit des Denkens;
diese Totalität ist subjektiv und objektiv zugleich. Sie sind nur das Material der Wahrheit, der formlose Inhalt; ihr Fehler ist nicht,
daß sie nur Form sind, sondern Form fehlt. So wie vielerlei Einzelnes eines Dings nicht für sich etwas ist, rot, hart usw.,
sondern nur ihre Einheit ein reales Ding, so die Einheit der Formen des Urteilens und Schließens; aber einzeln haben sie sowenig Wahrheit als eine solche Eigenschaft oder als Rhythmus, Melodie. Die Form eines Schlusses, so wie sein Inhalt, kann ganz richtig sein und doch sein Schlußsatz ohne Wahrheit, weil diese Form als solche für sich keine Wahrheit hat. Von dieser Seite aber sind diese Formen nie betrachtet worden; und die Verachtung der Logik selbst beruht auf dem falschen Gesichtspunkt des Mangels des Inhalts.
Sie haben den Fehler,
zu sehr Inhalt zu sein.
β) Dieser Inhalt ist nichts anderes als die spekulative Idee. Begriffe des Verstandes oder Vernunft sind das Wesen der Dinge,
freilich nicht für jene Ansicht, aber in Wahrheit; auch für Aristoteles [sind] die Begriffe des Verstandes
- die Kategorien
- die Wesenheiten des Seins. Wenn sie also an und für sich wahr, so sind sie selbst ihr eigener Inhalt, und zwar sogar höchster Inhalt;
allein dies ist nicht der Fall.

Diese Formen, die in den Aristotelischen Büchern dargestellt sind, sind jedoch nur Formen des verständigen Denkens; allgemeine Denkbestimmungen vereinzelt der abstrakte Verstand. Dies ist nicht die Logik des spekulativen Denkens, nicht der Vernünftigkeit als unterschieden von der Verständigkeit; die Verstandesidentität, daß nichts sich widersprechen soll, liegt zugrunde.
Solche Logik ist ihrer Natur nach nicht spekulativ. Diese Logik ist Logik des Endlichen, aber man muß sich damit bekannt machen; denn im Endlichen findet sie sich überall. Die Mathematik z. B. ist ein fortgesetztes Schließen; die Jurisprudenz ist das Subsumieren des Besonderen unter das Allgemeine, das Zusammenschließen derselben. Es sind diese Formen durchgehend in den endlichen Verhältnissen, und es sind viele Wissenschaften, Kenntnisse usf., die keine anderen Formen des Denkens kennen, brauchen, anwenden als diese Formen des endlichen Denkens; sie machen die allgemeine Methode für die endlichen Wissenschaften aus.
Es sind jedoch nur Verhältnisse endlicher Bestimmungen; und der Schluß ist das Ganze, die Totalität dieser Bestimmungen.
Der Schluß ist deswegen Vernunftschluß, weil es die verständige Form der Vernünftigkeit ist.
Zum Schluß gehören drei Termini: diese Dreiheit macht die Totalität des Schlusses aus. Der Schluß verständig gemacht, wie er in der gewöhnlichen logischen Form vorkommt, hat den Sinn, daß ein Inhalt zusammengeschlossen wird mit einem anderen.
Der vernünftige Schluß dagegen hat den Inhalt, daß das Subjekt usf. sich mit sich selbst zusammenschließt; der Vernunftschluß ist,
daß irgendein Inhalt, Gott usf., durch Unterscheiden von sich sich mit sich selbst zusammenschließt.
Diese Identität macht das wesentliche Moment des spekulativen Gehalts, der Natur des vernünftigen Schlusses aus.
Aristoteles ist so der Urheber der verständigen, gewöhnlichen Logik; seine Formen betreffen nur das Verhältnis von Endlichem zueinander; das Wahre kann in solchen Formen nicht gefaßt werden. Aber zu bemerken ist, daß hierauf nicht seine Logik gegründet ist, daß diese nicht sich auf dies verständige Verhältnis begründet, daß es nicht diese Formen des Schlusses sind, nach denen Aristoteles verfährt.
Wenn Aristoteles so verführe, so würde er nicht dieser spekulative Philosoph sein, als den wir ihn erkannt haben; keiner seiner Sätze, seiner Ideen könnte aufgestellt, behauptet werden, könnte gelten, wenn er sich an die Formen dieser gewöhnlichen Logik hielte. Man muß ja nicht glauben, daß Aristoteles, indem er spekulativ ist, nach dieser seiner Logik, nach diesen Formen im Organon gedacht, fortgeschritten, bewiesen hätte; sonst hätte er keinen Schritt forttun können, da wäre er zu keinem spekulativen Satz gekommen.

Wie die ganze Aristotelische Philosophie, so bedarf seine Logik (gleichsam Naturgeschichte der geistigen Formen, wie dort Tier,
Einhorn, Mammut - was solch eine Bestie -, Käferart, Molluske betrachtet wird) wesentlich dieser Umschmelzung, daß die Reihe seiner Bestimmungen in ein notwendiges systematisches Ganzes gebracht wird, - nicht ein systematisches Ganzes, daß richtig eingeteilt und kein Teil vergessen werde und sie auch in ihrer richtigen Ordnung vorgestellt werden, sondern daß es ein lebendiges organisches Ganzes wird, worin jeder Teil als Teil gilt und nur das Ganze als solches Wahrheit hat. Aristoteles, wie z. B. in der Politik, drückt oft diese Wahrheit aus. Eben darum hat auch die einzelne logische Form keine Wahrheit an ihr selbst; nicht darum, weil sie Form oder Denken ist, sondern weil sie bestimmte Form, bestimmtes Denken ist, einzelne Form, und darin gelten soll. Aber als System, absolute Form, die diesen Inhalt beherrscht, so hat das Denken seinen Inhalt an ihm selbst, Unterschied; ist spekulative Philosophie, Inhalt, der unmittelbar Subjekt und Objekt ist,
- Begriff und Allgemeines sind Wesenheiten der Dinge. Sie gelten als Formen, denen der Inhalt gegenübersteht, weil sie selbst nicht die Gestalt des Inhalts haben. Wie die Pflicht eben das Anundfürsichsein ausdrückt, so das Denken das Ansichsein; aber ein bestimmtes Anundfürsichsein, bestimmtes Ansichsein ist selbst nur Moment: muß sich bestimmen, aber sein Bestimmen auch wieder aufzuheben wissen. Die logische Form, die sich als diese bestimmte aufhebt, gibt eben darin ihren Anspruch, daß sie an und für sich gelte, auf. Dann ist die Logik Wissenschaft der Vernunft; sie ist spekulative Philosophie der reinen Idee des absoluten Wesens, nicht Gegensatz des Subjekts und Objekts, sondern bleibt Gegensatz im Denken selbst. Vielerlei ist gleichgültige Form.

In dieser Darlegung des Hauptinhalts der Aristotelischen Philosophie bin ich weitläufiger gewesen, teils der Wichtigkeit der Sache selbst (es ist eigener Inhalt), teils weil in der Tat an keiner Philosophie sich die neuere Zeit so vergangen hat als an ihr und keinem der alten Philosophen so viel abzubitten ist als Aristoteles. Aristoteles ist, wenn einer, für einen der Lehrer des Menschengeschlechts anzusehen; sein Begriff ist in alle Sphären des Bewußtseins eingedrungen, und diese Vereinzelung in der Bestimmung durch den Begriff, da sie gleichfalls notwendig ist, enthält in jeder Sphäre die tiefsten richtigen Gedanken. Aristoteles - um die äußere Geschichte seiner Philosophie im allgemeinen hier zu antizipieren - ist daher viele Jahrhunderte lang ununterbrochen der Träger der Bildung des Denkens gewesen. Als im christlichen Abendlande unter den Christen die Wissenschaft verschwand, hat unter den Arabern sein Ansehen ebensosehr geglänzt, von welchen seine Philosophie in späteren Zeiten wieder dem Abendlande überliefert worden ist.
Der Triumph, der gefeiert worden ist, daß die Aristotelische Philosophie aus den Schulen, aus den Wissenschaften, besonders aus der Theologie (Philosophie über das absolute Wesen) verdrängt worden, hat die doppelte Seite: einmal daß in der Tat nicht die Aristotelische Philosophie sosehr verdrängt worden, als das Prinzip dieser, besonders der theologischen Wissenschaft, das Prinzip,
daß die erste Wahrheit eine gegebene, geoffenbarte ist, - eine Voraussetzung, die ein für allemal zugrunde liegt und an der sich die Vernunft und das Denken nur oberflächlich hin und her zu bewegen das Recht und die Kraft habe. In dieser Gestalt hatte das im Mittelalter erwachende Denken sich die Theologie besonders zurechtgemacht, sich in alle dialektische Bewegungen und Bestimmungen eingelassen und ein Gebäude errichtet, wo der gegebene Stoff nur oberflächlich verarbeitet, verteilt, bewahrt wurde.
Der Triumph über dieses System war der Triumph über dieses Prinzip und der Triumph des selbsttätigen freien Denkens.
Eine andere Seite aber dieses Triumphs ist der Triumph der Gemeinheit, die sich vom Begriffe befreite und das Joch des Gedankens abschüttelte. Ehemals und noch jetzt hörte man genug von Aristoteles, scholastischen Spitzfindigkeiten; mit diesen Namen glaubt man ein Recht zu haben, die Abstraktion sich zu ersparen - und statt des Begriffs sich zum Sehen, Hören und so Fortlaufen an dem, was gesunder Menschenverstand heißt, berechtigt. Auch in der Wissenschaft ist an die Stelle von spitzfindigen Gedanken spitzfindiges Sehen getreten; ein Käfer, Vogelarten werden so spitzfindig unterschieden als sonst Begriffe und Gedanken. Ob eine Vogelart rote oder grüne Farbe, einen mehr so geformten Schwanz hat usf., - solche Spitzfindigkeiten finden sich leichter als die Unterschiede des Gedankens; und einstweilen, bis ein Volk sich heraufgebildet an Arbeit des Denkens, Allgemeines aushalten zu können, ist jenes eine nützliche Vorbereitung, oder es ist vielmehr ein Moment in diesem Wege der Bildung.

Der Mangel der Aristotelischen Philosophie liegt also darin, daß, nachdem durch sie die Vielheit der Erscheinungen in den Begriff erhoben war, dieser aber in eine Reihe bestimmter Begriffe auseinanderfiel, die Einheit, der absolut sie vereinende Begriff nicht geltend gemacht worden. Dies ist es nun, was die Folgezeit zu leisten hatte. Dies erscheint nun so: das Bedürfnis ist Einheit des Begriffs.
Diese Einheit ist das absolute Wesen. Sie stellt sich zuerst als Einheit des Selbstbewußtseins und Bewußtseins dar, reines Denken.
Die Einheit des Wesens als Wesens ist gegenständliche Einheit, der Gedanke, das gedacht ist. Aber die Einheit als Begriff, die an sich allgemeine negative Einheit, die Zeit als absolut erfüllte Zeit und in ihrer Erfüllung als Einheit ist das reine Selbstbewußtsein.
Dies sehen wir deswegen so eintreten, daß das reine Selbstbewußtsein sich zum Wesen macht; aber zugleich zuerst mit der subjektiven Bedeutung als ein Selbstbewußtsein, das so als dieses fixiert ist und sich von dem gegenständlichen Wesen trennt und daher mit einer Differenz zunächst behaftet ist, die es nicht überwindet.

Diese Notwendigkeit der Sache hat die stoische, epikureische, dann die neuakademische, skeptische Philosophie herbeigeführt, die nun zu betrachten sind.

Der unmittelbare Nachfolger des Aristoteles war Theophrast, geboren Ol. 102, 2 (371 v. Chr.), berühmt, doch nur ein Kommentator des Aristoteles33) (Aristoteles ist ein so reicher Schatz von philosophischen Begriffen, daß sich viel Stoff darin findet zu weiterer Bearbeitung, abstrakterer Darstellung und Heraushebung einzelner Sätze); aber von ihm, so wie von vielen anderen, z. B. Dikaiarch34) aus Messina, unter denen Straton aus Lampsakos, der Nachfolger des Theophrast, der berühmteste ist, ist nicht viel zu berichten,
- von letzterem nur wenige allgemeine Nachrichten darüber: daß er als Physiker sich berühmt gemacht und sein Begriff der Natur dem mechanischen Weg, jedoch nicht dem mechanischen des Leukipp und Demokrit und dann Epikurs, sondern aus Wärme und Kälte folgte35) und (wenn es so bestimmt wahr ist, was von ihm berichtet wird), den Gedanken des Aristoteles sehr ungetreu geworden,
alles auf Mechanismus und Zufall zurückführte, teleologischen Zweck entfernte36) , - nicht den schlechten moderner Zeit.
Die übrigen Peripatetiker beschäftigen sich mehr mit Ausbildung einzelner Lehren des Aristoteles, mit einer Ausführung seiner Werke,
in gleichem Inhalte, - nur eine mehr oder weniger rhetorische, kommentatorische Form. Es ist schon erinnert worden, daß die Aristotelischen Schriften früh verschwanden und die Aristotelische Philosophie nicht sowohl durch diese Urkunden sich erhielt als durch die Tradition in der Schule, wodurch sie also wesentliche Veränderungen bald erlitt und Ausführungen der Aristotelischen Lehre veranlaßte, von denen man nicht weiß, ob nicht einige sich eingeschlichen unter das, was für seine Werke gilt.

Die peripatetische Schule setzte als Prinzip der Glückseligkeit, Tugend: λόγος und Neigung.

Hiermit wollen wir es in Ansehung der Aristotelischen Philosophie bewenden lassen.
Es ist schwer davon loszukommen; je mehr man in das Detail geht, je interessanter wird es und je mehr findet man das Zusammenhalten der Gegenstände. Die Aristotelische Philosophie hat auch den Namen peripatetische Philosophie erhalten; und diese ist mehr, z. B. zu Ciceros Zeiten, eine Art von Populärphilosophie geworden, als daß die tiefe, spekulative Weise des Aristoteles ausgebildet und zum Bewußtsein gekommen wäre.

Aristoteles ist der würdigste unter den Alten, studiert zu werden.

Wir haben die erste Abteilung der griechischen Philosophie geschlossen und zur zweiten Periode überzugehen.
Die erste Periode der griechischen Philosophie ging bis zu Aristoteles, bis zu dieser Gestaltung der Wissenschaft.
Das Resultat bei Platon und Aristoteles war die Idee; das Erkennen hat diesen Boden des Denkens, als freien, gewonnen.
Bei Platon hatten wir das Allgemeine mehr abstrakterweise als Prinzip; der Boden ist aufgefaßt worden.
Bei Aristoteles ist das Denken konkret geworden; es ist nicht die unbewegte abstrakte Idee, sondern sie als konkret in der Wirksamkeit. Das nächste Bedürfnis, was nun unmittelbar notwendig ist, muß hervorgehen, enthalten sein in dem, wozu sich die Philosophie unter Platon und Aristoteles ausgebildet hatte.
Dies Bedürfnis ist nichts anderes, als daß das Allgemeine jetzt gefaßt wird als ein Allgemeines, als die Allgemeinheit des Prinzips, daß auf eine allgemeine Weise ein Prinzip herausgehoben oder geltend gemacht wird, so daß das Besondere durch dieses Allgemeine erkannt werde; oder es tritt unmittelbar das Bedürfnis einer systematischen Philosophie ein.
Man kann von platonischem und aristotelischem Systeme sprechen, sie sind aber nicht in der Form des Systems; dazu gehört, daß ein Prinzip aufgestellt und konsequent durchs Besondere hindurchgeführt wird.
Die Aristotelische Philosophie ist vollständiger Komplex des Begreifens des Universums, bei Aristoteles haben wir alles aufs Spekulative zurückgeführt, höchste Weise der Wissenschaft, gesehen; aber er ist empirisch zu Werke gegangen. Bei Aristoteles ist wohl ein Prinzip und spekulatives, aber nicht als eines herausgehoben;
die Natur des Spekulativen ist nicht als der Begriff für sich zum Bewußtsein gebracht worden, nicht die Entwicklung der Mannigfaltigkeit des natürlichen und geistigen Universums in sich enthaltend, - noch weniger ist es als das Allgemeine aufgestellt, aus welchem das Besondere entwickelt würde (seine Logik ist vielmehr das Gegenteil). Aristoteles geht mehr die Reihe der Lebendigen und der Toten durch, läßt sie vor sein objektives, nämlich begreifendes Denken treten und erfaßt sie begreifend. Jeder Gegenstand ist für sich Begriff;
er sagt: dies ist der Gegenstand, wir finden ihn in diesen Bestimmungen. Diese Gedanken bringt er aber zusammen; und dadurch ist er dann spekulativ. Aristoteles und Platon sind im Ganzen zugleich empirisch verfahren, haben diese und diese Vorstellung aufgenommen und sind sie durchgegangen; besonders tritt diese lose Manier bei Aristoteles hervor. In der Aristotelischen Wissenschaft ist die Idee des sich selbst denkenden Denkens als die höchste Wahrheit aufgefaßt; aber die Realisierung desselben, das Bewußtsein des natürlichen und geistigen Universums, macht außerhalb jener Idee eine lange außereinanderfallende Reihe besonderer Begriffe aus. Was mangelt, ist ein Prinzip, das durchs Besondere hindurchgeführt wird.
Der Umfang des Erkannten muß auch als eine Einheit, eine Organisation des Begriffs erscheinen.
Das nächste Bedürfnis der Philosophie ist daher jetzt, daß das Allgemeine frei für sich aufgefaßt werde, das Bedürfnis eines Prinzips für alle Besonderheit, jene Idee so aufzufassen, daß die vielgestaltete Realität auf sie als das Allgemeine bezogen, dadurch bestimmt und in dieser Einheit erkannt werde. Und dies ist der Standpunkt, den wir in dieser zweiten Periode haben.

Solche systematische Philosophie wird zunächst zum Dogmatismus, und daher tritt ihm gleich der Skeptizismus gegenüber; Dogmatisch nennen die Franzosen systematique (système: ein Prinzip konsequent durchgeführt, die Vorstellungen müssen aus einer Bestimmung fließen); daher ist systematique gleichbedeutend mit einseitig. Wir sahen bei Aristoteles die höchste Idee, das sich selbst denkende Denken; dieses steht wieder nur als Besonderes an seinem Orte, es ist nicht Prinzip seiner ganzen Philosophie. Dieses sich selbst denkende Denken ist vollkommen konkret: sich selbst denken ist objektiv, das Denken ist subjektiv, - νους, der objektiv und subjektiv ist, Bewußtsein der Einheit; es ist, als Denken des Denkens, so konkret.
Das weitere wäre,
α) diese Idee aus sich zu entwickeln und das Allgemeine so als real Allgemeines vorzustellen, - die Welt zu erkennen, so daß der Inhalt nur als Bestimmung des sich selbst denkenden Denkens gefaßt werde. Dieses hat an und für sich nicht geschehen können.
Es wird nur die Notwendigkeit eines Prinzips erkannt.
β) Das zweite ist, daß dieses Prinzip formell, abstrakt dasteht und das Besondere noch aus ihm nicht deduziert wird, sondern das Allgemeine nur aufs Besondere angewendet wird und die Regel der Anwendung gesucht wird. Das Besondere müßte aus der Idee entwickelt werden, so wäre sie konkret; bei Aristoteles ist sie an sich konkret. Das andere Verhältnis wäre nur Subsumtion des Besonderen unters Allgemeine; so sind beide voneinander unterschieden, die Vereinigung ist nur Vereinigung der Subsumtion, das Allgemeine ist darum nur formelles Prinzip. Die Erscheinungen der physischen und geistigen Welt müssen von ihrer Seite herauf erst dem Begriffe zu- und vorgearbeitet sein (Gesetze), - daß beide Geschäfte sich begegnen. Die anderen Wissenschaften für sich erheben die Erscheinung in den bestimmten Gedanken, - Bedürfnis, ganz allgemeine, aber bestimmte Grundsätze zu formieren; dann kann die spekulative Vernunft sich in ihm und den Zusammenhang derselben, der innerlich ist, vollends darstellen.

Es muß also allgemeines Prinzip hervortreten, das Besondere wird aber nicht daraus entwickelt; so ist das Prinzip abstrakt, und dadurch wird solche Philosophie einseitig. Denn nur das in sich Konkrete, was beide Seiten in sich hat, ist nicht einseitig.
Darin sind solche Philosophien näher dogmatisch, behauptend. Denn bei dieser Weise wird das Prinzip behauptet,
nicht auf die wahrhafte Weise bewiesen. Denn es wird ein Prinzip gefordert, worunter alles subsumiert werde; es ist nur das Erste,
so ist es nicht bewiesen, nur behauptet.

Dieses Bedürfnis für das Erkennen ist vorhanden. Das diesem Bedürfnis Entsprechende erscheint jetzt in der Welt durch die innere Notwendigkeit des Geistes, - nicht äußerlich, sondern wie es dem Begriffe gemäß ist.
Dies Bedürfnis hat die stoische, epikureische und skeptische Philosophie erzeugt.

Wenn wir uns in dieser ersten Periode aufgehalten haben, so können wir dies nun nachholen; denn in der nächsten Periode können wir kurz sein.

 

 

25) Categoriae, c. 4

26) Categoriae, c. 10-14 (vgl. Kant, Kritik der reinen Vernunft., B 107)

27) Categoriae, c. 4; De interpretatione, c. 4-6

28) Analytica priora I, 1

29) Topica I, 13, 16-18; II, 7-8, 10

30) Topica III, 1

31) Topica VIII, 2

32) Analytica priora II, 23

33) Tennemann, Bd. III, S. 333

34) Cicero, Tusculanae Quaestiones I, 10; Stobaios, Eclogae physicae, p. 796: ἁϱμονίαν των τεττάϱων στοιχείων.

35) Stobaios, Eclogae physicae, p. 298

36) Cicero, De natura deorum I, 13

 

 

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