a. Friedrich von Schlegel
Der Fichtesche Standpunkt der Subjektivität hat seine nichtphilosophisch ausgeführte Wendung behalten und so seine Vollendung erhalten in Formen, die der Empfindung angehören und zum Teil das Bestreben waren, über die Subjektivität hinauszugehen, obgleich es dazu unfähig war. - Ich war das Fichtesche Prinzip, es bleibt in diesen Formen; dann ist das Bedürfnis, diese Schranke zu durchbrechen. Bei Fichte erzeugt sich die Schranke immer wieder. Ich, das dagegen reagiert, gibt sich Ruhen in sich selbst; es soll konkret sein, es ist aber nur negatives Ruhen. Diese Form, die Ironie, hat zum Anführer Friedrich von Schlegel. Das Subjekt weiß sich in sich als das Absolute, alles andere ist ihm eitel; alle Bestimmungen, die es sich selbst vom Rechten, Guten macht, weiß es auch wieder zu zerstören. Alles kann es sich vormachen; es ist aber nur Eitles, Heuchelei und Frechheit. Die Ironie weiß ihre Meisterschaft über alles dieses; es ist ihr Ernst mit nichts, es ist Spiel mit allen Formen.
In der Subjektivität, Individualität der eigenen Weltanschauung findet Ich seine höchste Eitelkeit, Religion. Alle verschiedenen Individualitäten haben Gott in sich. Die Dialektik ist das Letzte, um sich zu erheben und zu erhalten.
Wie dies fürs philosophische Selbstbewußtsein ausgesprochen ist, so hat für die allgemeine Bildung die fremde Intellektualwelt alle Bedeutung und Wahrheit verloren: sie, zusammengesetzt aus einer Göttlichkeit, die eine in der Zeit vergangene, im Raume und Dasein einzelne gewesen war, aus einer Welt, welche jenseits der Wirklichkeit des Selbstbewußtseins sei, und aus einer, welche erst kommen sollte und worin das Selbstbewußtsein erst sein Wesen erreichen sollte. Der Geist der Bildung hat sie verlassen und anerkennt nichts dem Selbstbewußtsein Fremdes mehr. Nach diesem Prinzip hat denn das geistige lebendige Wesen sich in das Selbstbewußtsein versetzt, und die Einheit des Geistes meint es unmittelbar aus sich selbst und in dieser Unmittelbarkeit auf eine poetische oder wenigstens prophetische Weise zu wissen. Was die poetische Weise betrifft, so weiß sie von Leben und Person des Absoluten unmittelbar in einer Anschauung, nicht im Begriffe, und meint das Ganze als Ganzes, als sich durchdringende Einheit zu verlieren, wenn sie es nicht poetisch ausspräche; und was sie poetisch ausspricht, ist die Anschauung des eigenen Lebens seines Selbstbewußtseins. - Aber die Wahrheit ist die absolute Bewegung, und indem sie eine Bewegung von Gestalten, das Universum ein Reich von Geistern ist, so ist das Wesen dieser Bewegung der Begriff, und ebenso jeder einzelnen Gestalt; er ist ihre ideelle Form, nicht das Reale der Gestalt. In der Gestaltung ist die Notwendigkeit verloren, das eigene Tun, Leben und Selbstgefühl bleibt in sich; und diese Poesie ist schwankend zwischen der Allgemeinheit des Begriffs und der Bestimmtheit und Gleichgültigkeit der Gestalt, weder Fleisch noch Fisch, weder Poesie noch Philosophie.
Das prophetische Aussprechen philosophisch sein sollender Wahrheiten gehört dem Glauben, - dem Selbstbewußtsein, das zwar den absoluten Geist in sich selbst anschaut, aber sich als Selbstbewußtsein nicht begreift, sondern das absolute Wesen über das Erkennen hinaus, jenseits der selbstbewußten Vernunft setzt: so Eschenmayer, Jacobi. - Dies begrifflose prophetische Reden versichert vom Dreifuß dies und jenes vom absoluten Wesen und verlangt, daß jeder unmittelbar in seinem Herzen es so finden solle. Das Wissen vom absoluten Wesen wird eine Herzenssache, es sind eine Menge Inspirierter, welche sprechen, deren jeder einen Monolog hält und den anderen eigentlich nur im Händedruck und im stummen Gefühl versteht. Was sie sagen, sind häufig Trivialitäten, wenn sie so genommen werden, wie sie gesagt werden; das Gefühl, die Gebärde, das volle Herz ist es erst, welche ihnen den Nachdruck geben müssen, - für sich sagen sie weiter nichts. Sie überbieten einander in Einfällen der Einbildungskraft, sehnsüchtiger Poesie. Vor der Wahrheit erblaßt die Eitelkeit, kriecht hämisch und höhnisch lächelnd in sich zurück. - Frage nicht nach dem Kriterium der Wahrheit, sondern dem Begriff des Wahren an und für sich; darin fixiere deinen Blick.
b. Religiöse Subjektivität
Die zweite Form ist, daß die Subjektivität sich in die religiöse Subjektivität geworfen hat. Verzweiflung am Denken, an Wahrheit, an und für sich seiender Objektivität, und Unfähigkeit, eine Festigkeit, Selbsttätigkeit sich zu geben, hat ein edles Gemüt dahin gebracht, sich auf seine Empfindung zu verlassen und in der Religion etwas Festes zu finden; dieses Feste, diese innerliche Befriedigung überhaupt sind religiöse Empfindungen. - Dieser Trieb zu etwas Festem hat andere in positive Religiosität, in Katholizismus, Aberglauben, Wunder geworfen, um etwas Festes zu haben, weil der inneren Subjektivität alles schwankt. Sie will sich mit der ganzen Gewalt des Gemüts an Positives wenden, den Kopf unter das Positive beugen, dem Äußerlichen sich in die Arme werfen, und findet innere Nötigung dazu.
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