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C. Die Reformation
Die Hauptrevolution ist in der Lutherischen Reformation eingetreten, als aus der unendlichen Entzweiung und der greulichen Zucht, worin der hartnäckige germanische Charakter gestanden hatte und welche er hatte durchgehen müssen, der Geist zum Bewußtsein der Versöhnung seiner selbst kam, und zwar in dieser Gestalt, daß sie im Geiste vollbracht werden müsse. Aus dem Jenseitigen wurde so der Mensch zur Präsenz des Geistes gerufen, und die Erde und ihre Körper, menschliche Tugenden und Sittlichkeit, das eigene Herz und das eigene Gewissen fingen an, ihm etwas zu gelten. Galt so in der Kirche die Ehe auch gar nicht als etwas Unsittliches, so galten doch Entsagung und Ehelosigkeit höher, während jetzt die Ehe als ein Göttliches erschien. Armut galt für höher als Besitz und von Almosen leben für höher als von seiner Hände Arbeit sich redlich zu nähren; jetzt aber wird gewußt, daß nicht Armut als Zweck das Sittlichere ist, sondern von seiner Arbeit leben und dessen, was man vor sich bringt, froh zu werden. Gehorsam, blinder, die menschliche Freiheit unterdrückender Gehorsam war das Dritte, dagegen jetzt neben Ehe und Besitz auch die Freiheit als göttlich gewußt wurde.
Ebenso kehrte der Mensch in sich zurück von der Seite der Erkenntnis, zurück aus dem Jenseits der Autorität, und die Vernunft wurde als das an und für sich Allgemeine und darin als das Göttliche erkannt. Erkannt wurde jetzt, daß das Religiöse im Geist des Menschen seine Stelle haben muß und in seinem Geiste der ganze Prozeß der Heilsordnung durchgemacht werden muß, daß seine Heiligung seine eigene Sache ist und er dadurch in Verhältnis tritt zu seinem Gewissen und unmittelbar zu Gott, ohne jene Vermittlung der Priester, die die eigentliche Heilsordnung in ihren Händen haben. Zwar ist auch noch eine Vermittlung durch Lehre, Einsicht, Beobachtung seiner selbst und seiner Handlungen; aber das ist eine Vermittlung ohne Scheidewand, während 20/49 dort eine eherne, eiserne Scheidewand die Laien von der Kirche trennte. Der Geist Gottes ist es also, der im Herzen des Menschen wohnen und dies in ihm wirken muß.
Obgleich nun schon Wiklef, Huß, Arnold von Brescia aus der scholastischen Philosophie zum ähnlichen Ziele hervorgegangen waren, so haben sie doch nicht den Charakter gehabt, einfach angesprochen und ohne gelehrte scholastische Überzeugung, nur den Geist und das Gemüt nötig gehabt zu haben. Erst mit Luther begann die Freiheit des Geistes, im Kerne, und hatte diese Form, sich im Kerne zu halten. Die Explikation dieser Freiheit und das sich denkende Erfassen derselben ist ein Folgendes gewesen, wie ja einst die Ausbildung der christlichen Lehre in der Kirche selbst erst später erfolgt ist.
Bruno und Vanini fallen in die Zeit der Reformation; sie ist in dieser Zeit eingetreten. Es ist schon früher der Beginn dieses Prinzips bemerklich gemacht worden, - des subjektiven Prinzips des eigenen Denkens des Menschen, des eigenen Wissens, seiner Tätigkeit, seines Rechts, Besitzes, seines Zutrauens zu sich, so daß sich der Mensch in seiner Tätigkeit, Vernunft, Phantasie usf., in seinen Produkten befriedigt, - daß er eine Freude hat an seinen Werken und seine Werke als etwas Erlaubtes und Berechtigtes betrachtet, worin er wesentlich seine Interessen setzen darf und soll. Es ist der Beginn der Versöhnung des Menschen mit sich selbst, - die Göttlichkeit in seine Wirklichkeit eingeführt, die Wirklichkeit unterjocht; dies ist nur erst Prinzip.
Dies Gelten des Subjektiven hat nun jetzt einer höheren Bewährung und der höchsten Bewährung bedurft, um vollkommen legitimiert zu sein und sogar zur absoluten Pflicht zu werden; und um diese Bewährung erhalten zu können, hat es aufgefaßt werden müssen in seiner reinsten Gestalt. Die höchste Bewährung des Prinzips ist nun die religiöse Bewährung, so daß dies Prinzip der eigenen Geistigkeit, der eigenen Selbständigkeit erkannt wird in der Beziehung auf Gott und zu Gott; dann ist es durch die Religion geheiligt. Die bloße Subjektivität, bloße Freiheit des Menschen, daß er einen Willen hat und damit dies oder jenes treibt, berechtigt noch nicht; der barbarische Wille, der sich nur mit subjektiven Zwecken erfüllt, die nicht vor der Vernunft Bestand haben, ist nicht berechtigt. Aber wenn auch der Wille Zwecke hat und solche, die der Form der Vernünftigkeit angemessen sind wie das Recht, meine Freiheit, aber nicht als Freiheit dieses besonderen Subjekts, sondern als Freiheit des Menschen überhaupt, als gesetzliches Recht, als Recht, das dem anderen ebenso zukommt, wenn auch der Selbstwille die Form der Allgemeinheit erhält, - so liegt doch darin nur das Erlaubtsein; und es ist schon viel, wenn es als erlaubt anerkannt wird und nicht als an und für sich Sündiges. Kunst, Industrie erhalten durch dies Prinzip neue Tätigkeit, indem sie nun auf gerechte Weise tätig sind. So ist aber dies Prinzip zunächst auf besondere Sphären der Gegenstände, seinem Inhalte nach, beschränkt. Erst wenn das Prinzip in Beziehung auf den an und für sich seienden Gegenstand, d. h. in Beziehung auf Gott gewußt und erkannt ist und damit in seiner vollkommenen Reinheit aufgefaßt wird, frei von Trieben, endlichen Zwecken, so erhält es dadurch seine Bewährung, - so erhält die Gewißheit des Menschen in sich in Beziehung auf Gott ihr Gelten.
Dies ist nun das, was der Lutherische Glaube ist, daß der Mensch in Verhältnis zu Gott stehe und darin er selbst als Dieser nur erscheinen, nur Dasein haben müsse; d. h. seine Frömmigkeit und die Hoffnung seiner Seligkeit und alles dergleichen erfordere, daß sein Herz, sein Innerstes dabeisei. Seine Empfindung, sein Glauben, schlechthin das Seinige ist gefordert, - seine Subjektivität, die innerste Gewißheit seiner selbst; nur diese kann wahrhaft in Betracht kommen in Beziehung auf Gott. Der Mensch selbst müsse Buße, Reue an ihm selbst in seinem Herzen tun, und sein Herz müsse erfüllt sein vom Heiligen Geist. So ist hier das Prinzip der Subjektivität, der reinen Beziehung auf mich, die Freiheit nicht nur anerkannt, sondern es ist schlechthin gefordert, daß es nur darauf ankomme im Kultus, in der Religion. Dies ist die höchste Bewährung des Prinzips, daß dasselbe nun vor Gott gelte, nur der Glaube des eigenen Herzens, die Überwindung des eigenen Herzens nötig sei; damit ist denn dies Prinzip der christlichen Freiheit erst aufgestellt und zum Bewußtsein, zum wahrhaften Bewußtsein gebracht worden. Es ist damit ein Ort in das Innerste des Menschen gesetzt worden, auf den es allein ankommt, in dem er nur bei sich und bei Gott ist; und bei Gott ist er nur als er selbst, im Gewissen soll er zu Hause sein bei sich. Dies Hausrecht soll nicht durch andere gestört werden können; es soll niemand sich anmaßen, darin zu gelten. Alle Äußerlichkeit in Beziehung auf mich ist verbannt, ebenso die Äußerlichkeit der Hostie: nur im Genuß und Glauben stehe ich in Beziehung zu Gott. Der Unterschied von Laien und Priester ist damit aufgehoben, es gibt keine Laien mehr; denn jeder ist für sich angewiesen, in Rücksicht auf sich in der Religion zu wissen, was sie ist. Die Zurechnungsfähigkeit ist nicht zu entfernen; die guten Werke, ohne Wirklichkeit des Geistes in sich, sind nicht mehr, [so]wie das Herz in sich, für sich direkt sich zu Gott verhält, - ohne Vermittlung, ohne die Jungfrau und ohne die Heiligen.
Dies ist das große Prinzip, daß alle Äußerlichkeit in dem Punkte des absoluten Verhältnisses zu Gott verschwindet; mit dieser Äußerlichkeit, diesem Entfremdetsein seiner selbst ist alle Knechtschaft verschwunden. Damit ist verbunden, daß das Beten in fremder Sprache und das Treiben der Wissenschaften in solcher abgeschafft ist. In der Sprache ist der Mensch produzierend: es ist die erste Äußerlichkeit, die der Mensch sich gibt durch die Sprache; es ist die erste, einfachste Form der Produktion, des Daseins, zu der er kommt im Bewußtsein; was der Mensch sich vorstellt, stellt er sich auch innerlich vor als gesprochen. Diese erste Form ist ein Gebrochenes, Fremdartiges, wenn der Mensch in einer fremden Sprache sich ausdrücken oder empfinden soll, was sein höchstes Interesse berührt. Dieser Bruch mit dem ersten Heraustreten in das Bewußtsein ist so aufgehoben; hier bei sich selbst in seinem Eigentum zu sein, in seiner Sprache zu sprechen, zu denken, gehört ebenso zur Form der Befreiung. Dies ist von unendlicher Wichtigkeit. Luther hätte nicht seine Reformation vollendet, ohne die Bibel ins Deutsche zu übersetzen; und nicht ohne diese Form, in eigener Sprache zu denken, hätte die subjektive Freiheit bestehen können. Es ist also jetzt das Prinzip der Subjektivität Moment der Religion selbst geworden; und damit hat es seine absolute Anerkennung erhalten und ist im ganzen in der Form aufgefaßt, in der es nur Moment der Religion sein kann. Gott im Geist zu verehren, dies Wort ist jetzt erfüllt; Geist ist nur unter der Bedingung der freien Geistigkeit des Subjekts. Denn nur diese ist es, die sich zum Geist verhalten kann; ein Subjekt voller Unfreiheit verhält sich nicht geistig, verehrt Gott nicht im Geiste. Dies ist das Allgemeine des Prinzips.
Dies Prinzip nun ist zuerst aufgefaßt innerhalb der Religion, dadurch hat es seine absolute Berechtigung erhalten, ist aber zunächst nur in Beziehung auf religiöse Gegenstände gesetzt erschienen; es ist noch nicht ausgedehnt auf die weitere Entwicklung des subjektiven Prinzips selbst. Doch ist der Mensch zum Bewußtsein gekommen, an sich versöhnt zu sein und nur in seinem Fürsichsein sich versöhnen zu können. Insofern hat der Mensch in seiner Wirklichkeit auch eine andere Gestalt gewonnen; der sonst tüchtige, kräftige Mensch hat auch, insofern er genießt, bei gutem Gewissen sein können; das Leben für sich genießen ist nicht mehr als zu entsagen angesehen worden, sondern der mönchischen Entsagung ist entsagt. Aber auf weiteren Inhalt hat sich das Prinzip zunächst noch nicht ausgedehnt.
Zweitens ist aber der religiöse Inhalt als konkret näher aufgefaßt, wie er für die Vorstellung, das Gedächtnis ist - oder wie er geschichtliche Gestalt hat; und damit ist in diese geistige Freiheit der Anfang und die Möglichkeit einer ungeistigen Weise gekommen. Es ist also der alte Glaube der Kirche, das Credo belassen; dieser Inhalt, so spekulativ er selbst ist, hat eine geschichtliche Seite. In dieser trockenen Form ist er aufgenommen und belassen worden, so daß er in dieser Form geglaubt werden soll, vom Subjekt als das Gewisse angesehen, als das Wahre, als die höchste Wahrheit betrachtet werden soll. Damit hängt zusammen, daß denn das spekulative Erkennen, der dogmatische Inhalt auf spekulative Weise ausgebildet, ganz auf die Seite gesetzt worden ist. Was das Bedürfnis war, ist die Vergewisserung des Menschen in seinem Innern von seiner Erlösung, seiner Seligkeit, das Verhältnis des subjektiven Geistes zum Absoluten, die Form der Subjektivität als Sehnsucht, Buße, Bekehrung. Dies neue Prinzip ist als das Überwiegende gestellt worden, so daß der Inhalt der Wahrheit schlechthin wichtig sei; aber der Lehrbegriff über die Natur, den Prozeß Gottes ist aufgefaßt in einer Gestalt, wie sie zunächst für die Vorstellung erscheint. Es ist verworfen worden nicht nur alle diese Endlichkeit, Äußerlichkeit, Entweihung, Formalismus der scholastischen Philosophie, und mit Recht; aber andererseits ist auch die philosophische Entwicklung der Kirchenlehren auf die Seite gestellt worden, und eben in diesem Zusammenhange, daß das Subjekt sich in sich vertieft hat, in sein Herz. Dies Vertiefen, seine Buße, Reue, seine Bekehrung, dies Beschäftigen des Subjekts mit sich ist das Moment gewesen, das zunächst gegolten hat. In den Inhalt hat sich das Subjekt nicht vertieft, und auch die frühere Vertiefung des Geistes darin ist auf die Seite gestellt und verworfen worden. Noch bis auf diesen Tag werden wir in der katholischen Kirche und ihrem Dogma die Anklänge und gleichsam die Erbschaft von der Philosophie der alexandrinischen Schule finden; es ist in ihr viel mehr Philosophisches, Spekulatives als in dem protestantischen Lehrbegriff, Dogmatik, wenn überhaupt in dieser noch ein Objektives ist und sie nicht ganz leer gemacht ist, in der dann der Inhalt mehr geschichtlich, in der Form der Geschichte gehalten ist, wodurch die Lehre trocken wird. Die Verbindung der Philosophie mit der Theologie des Mittelalters ist in der katholischen Kirche der Hauptsache nach erhalten worden; im Protestantismus dagegen hat sich das subjektiv religiöse Prinzip von der Philosophie getrennt, und erst in ihr ist es dann auf wahrhafte Weise wieder auferstanden.
Es ist also in diesem Prinzip der religiöse Inhalt der christlichen Kirche überhaupt erhalten, so daß er seine Bewährung durch das Zeugnis des Geistes erhält, daß dieser Inhalt insofern für mich gelten soll, als er in meinem Gewissen, meinem Herzen sich geltend macht. Es ist dies der Sinn der Worte: "Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr innewerden daß meine Lehre die wahrhafte ist." Das Kriterium der Wahrheit ist, wie es sich in meinem Herzen bewährt und ergibt; daß ich richtig urteile, erkenne, ob das, was ich für wahr halte, die Wahrheit sei, muß sich an meinem Herzen ergeben. Was sie in meinem Geiste ist, das ist sie; und umgekehrt, mein Geist ist nur dann recht daran, wenn sie darin ist, wenn er in dieser Weise in diesem Inhalte ist. Man kann nicht das eine oder das andere isolieren. Der Inhalt hat so nicht die Bewährung an ihm selbst, die er durch die philosophische Theologie erhalten hat, durch das spekulative Denken, dadurch daß die spekulative Idee sich in ihm selbst geltend macht; er hat auch nicht die Bewährung, die einem Inhalte, sofern er eine historische Außenseite hat, historisch gegeben wird, so daß geschichtliche Zeugnisse abgehört werden und seine Richtigkeit danach bestimmt wird. Die Lehre hat sich zu bewähren durch den Zustand meines Herzens, durch die Buße, Bekehrung und Freudigkeit des Gemüts in Gott. Es wird in der Lehre beim äußerlichen Inhalt angefangen, und so ist sie nur äußerlich; aber so genommen ohne die Beziehung, wie sich mein Geist, mein Herz in sich verhält, hat sie eigentlich keinen Sinn. Dieser Anfang ist nun, als christliche Taufe und Erziehung im Christentum, eine Bearbeitung des Gemüts zugleich mit äußerlichem Bekanntwerden. Die Wahrheit des Evangeliums, der christlichen Lehre existiert nur im wahrhaften Verhalten zu derselben; dieses ist wesentlich sozusagen ein Gebrauch des 20/55 Inhalts, ihn erbaulich zu machen. Und dies ist eben das, was gesagt ist, daß das Gemüt sich in sich selbst rekonstruiert, sich in sich heiligt, geheiligt werde; und diese Heiligung ist es, für die der Inhalt ein wahrer ist. Es ist kein weiterer Gebrauch vom Inhalt zu machen, als daß das Gemüt erbaut, erweckt werde zur Zuversicht, Freudigkeit, Buße, Bekehrung, zur Erweckung des Prozesses des Gemüts in sich selbst. - Ein anderes und unrichtiges Verhalten zu dem Inhalt ist, denselben äußerlich zu nehmen, z. B. nach dem großen neuen Prinzip der Exegese, daß die Schriften des Neuen Testaments behandelt werden sollen wie ein griechischer oder lateinische und anderer Schriftsteller, kritisch, philologisch, historisch. Das wesentliche Verhalten des Geistes ist nur für den Geist. Und es ist ein verkehrtes Beginnen einer störrischen Exegese, auf solche äußerliche philologische Weise die Wahrheit der christlichen Religion zu erweisen, wie dies die Orthodoxie getan hat; der Inhalt wird so geistlos. - Es ist dies also das erste Verhalten des Geistes zu diesem Inhalte, so daß der Inhalt zwar wesentlich ist, daß aber ebenso wesentlich ist, daß der heilige und heiligende Geist sich zu demselben verhalte.
Dieser Geist ist zweitens aber wesentlich auch denkender Geist. Das Denken als solches muß sich auch entwickeln darin, und zwar wesentlich als diese Form der innersten Einheit des Geistes mit sich selbst: zur Unterscheidung, Betrachtung dieses Inhalts kommen und übergehen in diese Form der reinsten Einheit des Geistes mit sich. Das Denken ist zunächst abstraktes Denken und zeigt sich so; und dies abstrakte Denken enthält ein Verhältnis zur Theologie, zur Religion. Der Inhalt, von dem hier die Rede ist, sofern er auch nur historisch, äußerlich aufgenommen wird, soll doch religiös sein; die Explikation der Natur Gottes soll darin sein. Darin liegt die nähere Forderung, daß der Gedanke, für welchen die innere Natur Gottes ist, - daß dieser Gedanke sich auch in Beziehung auf diesen Inhalt setzt. Sofern aber der Gedanke zunächst Verstand und Verstandesmetaphysik ist, wird er aus dem Inhalt die vernünftige Idee wegbringen und ihn so leer machen, daß nur äußerliche Geschichte bleibt, die ohne Interesse ist.
Das dritte Verhalten ist dann das des konkreten spekulativen Denkens. Nach dem angegebenen Standpunkt und wie die Religiosität und ihre Form bestimmt ist, ist aller spekulative Inhalt als solcher und seine Ausführung zunächst verworfen; und wie die christlichen Vorstellungen bereichert sind durch den Schatz der Philosophie der alten Welt und durch die tiefen Ideen aller früheren orientalischen Religionen usf., - alles dies ist auf die Seite gestellt. Der Inhalt hatte Objektivität; aber diese hatte nur die Bedeutung, daß der objektive Inhalt der Anfang sein, nicht für sich bestehen sollte: es sollte nur der Anfang sein, an dem das Gemüt sich in sich geistig bilden und heiligen sollte. Alle Bereicherung des Inhalts, wodurch er philosophisch wurde, ist so verlassen; und nur das Spätere ist, daß der Geist sich als denkend wieder in sich vertieft, um konkret, vernünftig zu sein.
Das Prinzip der Reformation nun ist gewesen das Moment des Insichseins des Geistes, des Freiseins, des Zusichselbstkommens; eben die Freiheit heißt, in dem bestimmten Inhalt sich zu sich verhalten, - die Lebendigkeit des Geistes, in dem, was als Anderes erscheint, in sich zurückgekehrt zu sein. Das, was als Anderes im Geiste bleibt, ist entweder unassimiliert oder tot, und der Geist ist unfrei, indem er es als Fremdes in sich bestehen läßt. Also die Bestimmung, daß der Geist wesentlich in sich selbst frei, bei sich selbst sei, - dies abstrakte Moment macht die Grundbestimmung aus. Insofern nun der Geist jetzt zum Erkennen fortgeht, zu geistigen Bestimmungen, sich umsieht, heraustritt in einen Inhalt, so wird er sich darin verhalten als in seinem Eigentum und wesentlich darin behaupten wollen und haben das Seinige. Indem er sich in diesem Inhalt als seinem Eigentum bewegt, zum Erkennen fortschreitet, so wird er sich als konkret bewegen; denn er ist konkretes Sein. Dies Eigentum bestimmt sich einerseits als das endliche, natürliche Weltwesen, andererseits aber als innerliches Eigentum, als das mystische, göttliche, christliche Wesen und Leben.
Diese konkrete Gestalt des Erkennens, die aber im Anfang damit noch trübe bleibt, haben wir nun zu betrachten; und es ist die dritte Periode unserer Abhandlung, in die wir damit treten.
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