1. Die megarische Schule
Euklides wird angesehen als der Stifter der megarischen Weise zu denken. Weil er und seine Schule die Formen der Allgemeinheit festgehalten und alles Besondere zunichte zu machen gesucht und gewußt haben (weil ihnen ihre Sucht zu disputieren vorgeworfen wurde), so haben sie den Namen der Eristiker erhalten. Den Widerspruch, den die Seite der Einzelheit in sich hat, hielten vornehmlich die Megariker fest. Das Bewußtsein von allem Besonderen in Verwirrung zu bringen, kultivierten sie die Dialektik in sehr hohem Grade, trieben sie aber, wie ihnen nachgesagt wurde, zwar mit hoher Ausbildung, aber auch mit einer Art von Wut dermaßen, daß andere sagten, sie seien nicht eine Schule (σχολή), sondern eine χολή (Galle) zu nennen.*) Sie legten sich vorzüglich auf die Ausbildung der Dialektik; wir sehen sie hiermit an die Stelle der eleatischen Schule und der Sophisten treten. Es scheint, daß sie die eleatische Schule neu aufgelegt haben (und sie sind so an sich dasselbe), nur aber teils so, daß, wenn die Eleaten Dialektiker für das Sein waren - "Das Wesen ist das Sein oder das Eine, nichts Besonderes ist Wahrhaftes" -, so hier die Megariker für das Sein als Gutes (die Skeptiker für das Beruhen des subjektiven Geistes in sich). Die Sophisten dagegen nahmen ihre Bewegung nicht in die einfache Allgemeinheit zurück, als Festes, Dauerndes. Stilpon, Diodoros und Menedemos werden auch als berühmte Eristiker aufgeführt.
*) M: Diogenes Laertios VI, § 24
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