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2. Die kyrenaische Schule

Sokrates wollte sich als Individuum ausbilden; so auch seine Schüler, ebenso die kynische und kyrenaische Schule.
Die Kyrenaiker blieben nicht bei der Bestimmung des Guten im allgemeinen stehen, sondern sie suchten das Gute näher zu bestimmen und setzten es in das Vergnügen, die Lust des Einzelnen.
Die Kyniker scheinen dem ganz entgegen zu sein. Individuelles Leben, praktische Philosophie ist Hauptzweck.
Die Kyrenaiker nun befriedigen ihre besondere Subjektivität; unter Lust kann man jedes verstehen.
Die Kyniker befriedigen auch das Subjekt; so sind sie identisch mit den Kyrenaikern.
Der bestimmte Inhalt der Befriedigung ist aber das Naturbedürfnis; sie drücken so Negativität gegen das, was andere tun,
anderen gilt, aus. Im ganzen haben diese Schulen denselben Zweck: Freiheit und Selbständigkeit des Individuums.

Das Prinzip der kyrenaischen Schule ist einfach dies, daß es die Bestimmung des Menschen, sein Höchstes, Wesentliches sei,
das Vergnügen, angenehme Empfindungen zu suchen. Vergnügen ist bei uns ein triviales Wort.
Wir sind es gewohnt, daß es ein Höheres gibt als das Vergnügen, sind es gewohnt, es als inhaltslos zu betrachten.
Man kann es auf tausenderlei Weise haben, es kann das Resultat vom Allerverschiedensten sein, und diese Verschiedenheit ist in unserem Bewußtsein als sehr wichtig und höchst wesentlich. So erscheint uns zunächst das Prinzip als trivial; und es ist auch im allgemeinen so. Vor der Kantischen Philosophie ist eigentlich das allgemeine Prinzip die Glückseligkeitslehre gewesen,
und die Gesichtspunkte angenehmer oder unangenehmer Empfindungen waren bei den Philosophen damaliger Zeit als eine letzte, wesentliche Bestimmung, z. B. bei Mendelssohn, Eberhardt usw., wo sogar eine Tragödie angenehme Empfindungen erwecken soll, vermittels der unangenehmen die darin dargestellt sind.

 

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