1. Thomas Reid
Thomas Reid, geboren 1704, gestorben als Professor zu Glasgow 1796. Er stellte das Prinzip des Gemeinsinns auf. Er hat untersucht, was die Prinzipien des Erkennens seien, und seine Vorstellung ist die: α) Daß es gewisse unbewiesene und unerweisliche Grundwahrheiten gebe, welche der Gemeinsinn erzeugt und als unmittelbar entscheidend und entschieden anerkennt. Es ist also unmittelbares Wissen; darin ist eine innere, unabhängige Quelle gesetzt, die so der geoffenbarten Religion entgegengesetzt ist. β) "Diese unmittelbaren Wahrheiten bedürfen keiner Stütze künstlicher Wissenschaft, noch unterwerfen sie sich ihrer Kritik"; durch Philosophieren können sie nicht kritisiert werden. γ) "Die Philosophie hat selbst keine andere Wurzel als eine unmittelbare, durch sich selbst einleuchtende Wahrheit; was diesen Wahrheiten widerspricht, ist für sich selbst falsch, widersprechend und lächerlich." Dieses gilt für Erkenntnis und δ) Sittlichkeit. Sittlich handle das Individuum, wenn es nach verständigen Prinzipien der Vollkommenheit des Ganzen und seiner eigenen erkannten Pflicht handle.*) Dies ist Reids Ansicht.
*) Rixner, Handbuch der Geschichte der Philosophie, Bd. III, § 119, S. 259; vgl. Thomas Reid, An Inquiry into the human mind on the principles of common sense (Edinburgh 1810), Chap. I, Sect. IV, p. 19-20 (deutsch, Leipzig 1782, S. 17-18); Chap. VI, Sect. XX, p. 372-375 (S. 310-311) etc.
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