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Die Hauptform ist die von Kant wieder in Erinnerung gebrachte Form der Triplizität, die Form der ersten, zweiten und dritten Potenz. Er fängt von der Materie an, so daß er sagt, die erste Indifferenz in der Unmittelbarkeit ist die Materie, und dann hiervon zu weiteren Bestimmungen übergeht. Aber der Fortgang erscheint mehr als ein äußerlich angebrachtes Schema, das Logische des Fortgangs ist nicht entwickelt; und dadurch hat sich die Naturphilosophie besonders in Mißkredit gesetzt, indem sie auf ganz äußerliche Weise verfahren ist, ein fertiges Schema zugrunde legt und darunter die Naturanschauung bringt. Diese Formen waren bei Schelling Potenzen; aber man hat auch, statt solcher mathematischen Formen oder des Typus von Gedanken, sinnliche Formen zugrunde gelegt, wie Jakob Böhme Schwefel, Mercurius. Man hat so den Magnetismus, die Elektrizität und den Chemismus in der Natur als die drei Potenzen bestimmt; und man hat so beim Organismus z. B. die Reproduktion den Chemismus, die Irritabilität die Elektrizität und die Sensibilität den Magnetismus genannt.31) Dieser Unfug, Formen, die aus einem Kreise der Natur genommen sind, auf einen anderen Kreis anzuwenden, ist weit gegangen; Oken nennt z. B. die Holzfasern Nerven, das Gehirn der Pflanze. Das ist Spiel der Analogie, aber um Gedanken ist es zu tun; Nerven sind keine Gedanken, ebenso nicht die Ausdrücke: Pol der Kontraktion, der Expansion, das Männliche, Weibliche usf. Dieser Formalismus, ein äußerliches Schema anzuheften an eine Sphäre der Natur, die man betrachten will, ist das äußerliche Tun der Naturphilosophie; und sie nimmt dies Schema selbst aus der Phantasie. Alles dies geschieht, um dem Gedanken zu entgehen; und dies ist denn doch die letzte einfache Bestimmung, um die es sich handelt.
b) In der neuesten Darstellung hat Schelling andere Formen gewählt; er hat sich, wegen unausgebildeter Form und Mangel an Dialektik, in verschiedenen Formen herumgeworfen, weil keine befriedigend ist. - Die Realisierung der Idee fängt in Ansehung des Gegensatzes mit dem Gegensatze des Allgemeinen und Besonderen, Endlichen oder Unendlichen an, ohne ihn selbst als solchen zu begreifen, oder anders so, daß er in der Form hervortrete. Statt Übergewicht sagt er: Wesen und Form; er unterscheidet sie. - Die andere Seite aber ist, worein wahrhaft die Realität des Subjekts und Objekts gesetzt wird; sie wird allein darein gesetzt, daß das Subjekt nicht in der Bestimmtheit, Subjekt gegen Objekt zu sein, wie in der Fichteschen Philosophie, als an sich seiend gesetzt wird, sondern als Subjekt-Objekt, als Identität beider: eben das Objekt nicht nach seiner ideellen Bestimmtheit als Objekt, sondern insofern, als es selbst absolut ist, oder die Identität des Subjektiven und Objektiven. - In anderen Darstellungen gebraucht Schelling die Form, daß sie auseinandertreten, daß auf einer Seite das Endliche ins Unendliche eingebildet, auf der andern das Unendliche ins Endliche: jenes die ideelle Seite, dies die Natur, die reelle Seite.
Darin besteht nun die wahre Absolutheit von allem und jedem, daß es selbst nicht als Allgemeines und Besonderes, sondern das Allgemeine in dieser seiner Bestimmtheit selbst als Einheit des Allgemeinen und Besonderen und ebenso das Besondere als Einheit beider erkannt wird. Die Konstruktion besteht eben darin, jedes Besondere, Bestimmte in das Absolute zurückzuführen oder es zu betrachten, wie es in der absoluten Einheit ist; seine Bestimmtheit ist nur sein ideelles Moment, seine Wahrheit aber eben sein Sein im Absoluten. Diese drei Momente (Potenzen): die Einbildung des Wesens in die Form und der Form in das Wesen, welche beide relative Einheiten sind, und das Dritte, die absolute Einheit, rekurrieren in jedem einzelnen wieder; so daß die Natur als die Einbildung des Wesens in die Form oder des Allgemeinen ins Besondere selbst wieder diese drei Einheiten an ihr hat und ebenso die ideelle Seite, - jede Potenz für sich ist wieder absolut. Dies ist die allgemeine Idee der wissenschaftlichen Konstruktion des Universums: die Triplizität, welche das Schema des Ganzen ist, in jedem Einzelnen ebenso zu wiederholen, dadurch die Identität aller Dinge zu zeigen und eben dadurch sie in ihrem absoluten Wesen zu betrachten, daß sie alle dieselbe Einheit ausdrücken.1352)
Die nähere Erläuterung ist höchst formell: α) "Das Wesen wird in die Form, da diese für sich das Besondere (Endliche) ist, dadurch gebildet, daß das Unendliche hinzukommt, die Einheit in die Vielheit, die Indifferenz in die Differenz aufgenommen wird." β) Die andere Bestimmung ist: "Die Form wird dadurch in das Wesen gebildet, daß das Endliche in das Unendliche, die Differenz in die Indifferenz aufgenommen wird." Einbilden, Aufnehmen sind sinnliche Ausdrücke.
"Anders ausgedrückt: das Besondere wird dadurch zur absoluten Form, daß das Allgemeine mit ihm eins wird, das Allgemeine dadurch zum absoluten Wesen, daß das Besondere mit ihm eins wird. Diese beiden Einheiten sind aber im Absoluten nicht außereinander, sondern ineinander, und darum das Absolute absolute Indifferenz der Form und des Wesens." Der Unterschied wird immer wieder aus dem Absoluten entfernt.
"Durch diese beiden Einheiten werden zwei verschiedene Potenzen bestimmt, an sich aber sind beide die völlig gleichen Wurzeln des Absoluten." Das ist Versicherung, beständige Rückkehr nach jeder Unterscheidung.
α) "Von der ersten absoluten Ein-Bildung sind in der erscheinenden Natur die Abbildungen, daher Natur, an sich betrachtet, nichts anderes, als jene Ein-Bildung ist, wie sie im Absoluten (ungetrennt von der anderen) ist. Denn dadurch, daß das Unendliche in das Endliche, wird das Wesen in die Form eingebildet; da nun die Form nur durch das Wesen Realität erlangt, so kann das Wesen, da es in die Form, ohne daß (nach der Voraussetzung) diese gleicherweise in das Wesen eingebildet ist, sich nur als Möglichkeit oder Grund von Realität, nicht aber als Indifferenz der Möglichkeit und Wirklichkeit darstellen. Aber was sich so verhält, nämlich als Wesen, sofern es bloß Grund von Realität, also zwar in die Form, nicht aber hinwiederum die Form in es selbst eingebildet ist, ist, was sich als Natur darstellt."33)
β) "Das Wesen scheint in die Form, hinwiederum aber scheint auch die Form in das Wesen zurück, und dieses ist die andere Einheit", - das Geistige.
"Diese wird dadurch gesetzt, daß das Endliche in das Unendliche aufgenommen wird. Hiermit schlägt die Form, als das Besondere, in das Wesen ein und wird selbst absolut. Die Form, die in das Wesen eingebildet wird, stellt sich im Gegensatze gegen das Wesen, das in die Form, und welches nur als Grund erscheint, als absolute Tätigkeit und positive Ursache von Realität dar. - Die Ein-Bildung der absoluten Form in das Wesen ist, was wir als Gott denken, und von dieser Ein-Bildung sind die Abbilder in der ideellen Welt, welche daher in ihrem Ansich die andere Einheit ist."34)
γ) In beiden Potenzen, Sphären, sind nun diese doppelten In-Eins-Bildungen. Das Absolute selbst, Gott, ist aber absolute Einheit der Form und des Wesens, als Einheit beider Einbildungen. In diesen beiden Einbildungen kommen auch in jeder die drei Einbildungen vor. Jede von beiden Einbildungen ist die ganze Totalität, aber nicht gesetzt, nicht erscheinend als solche, sondern überwiegend mit dem einen oder dem anderen Faktor.35) - Jede von beiden Seiten hat nun an ihr selbst wieder diese Unterschiede, und zwar:
αα) Der Grund, die Natur nur als Grund, ist die Materie, die Schwere; die zweite Potenz ist aber auch in der reellen Welt, das Licht, das in der Finsternis scheint, die in das Wesen gebildete Form. Die Einbildung der Form in das Wesen, in der realen Welt, ist der allgemeine Mechanismus, die Notwendigkeit. "Die absolute In-Eins-Bildung der beiden Einheiten im Realen, ... daß die Materie ganz Form, die Form ganz Materie ist, ist der Organismus, der höchste Ausdruck der Natur, wie sie in Gott, und Gottes, wie er in der Natur ist, im Endlichen."
ββ) Auf der ideellen Seite ist "das Wissen das in den Tag der Form gebildete Wesen des Absoluten: das Handeln ein Hineinbilden der Form als des Besondern in das Wesen des Absoluten, und wie in der reellen Welt die dem Wesen identifizierte Form als Licht scheint, so scheint in der ideellen Welt Gott selbst in eigener Gestalt, als die in der Einbildung der Form in das Wesen durchgebrochene lebendige Form, so daß in jeder Rücksicht die ideale und reale Welt sich wieder als Gleichnis und Sinnbild voneinander verhalten." "Die absolute In-Eins-Bildung der beiden Einheiten im Idealen, so daß der Stoff ganz Form, die Form ganz Stoff ist, ist das Kunstwerk, und jenes im Absoluten verborgene Geheimnis, welches die Wurzel aller Realität ist, tritt hier in der reflektierten Welt selbst, in der höchsten Potenz und höchsten Vereinung Gottes und der Natur als Einbildungskraft hervor." Kunst, Dichtkunst ist Höchstes bei Schelling um jener Durchdringung willen. Aber die Kunst ist das Absolute nur in sinnlicher Form. Wo und wie wäre ein Kunstwerk, das dem Geiste, der Idee des Geistes entspräche?
γγ) "Das Universum ist im Absoluten als das vollkommenste organische Wesen und als das vollkommenste Kunstwerk gebildet: für die Vernunft, die es in ihm erkennt, in absoluter Wahrheit; für die Einbildungskraft, die es in ihm darstellt, in absoluter Schönheit. Jedes von diesen drückt nur dieselbe Einheit von verschiedenen Seiten aus, und beide fallen in den absoluten Indifferenzpunkt, in dessen Erkenntnis zugleich der Anfang und das Ziel der Wissenschaft ist."36) Diese höchste Idee, diese Unterschiede sind alle nur sehr formell gefaßt.
3. Verhältnis der Natur zum Geiste und Gott, dem Absoluten. Man hat seine Philosophie auch Naturphilosophie genannt; aber Naturphilosophie ist nur ein Teil des Ganzen. Schelling ist Urheber der Naturphilosophie geworden, welchen Namen er seiner Philosophie in dem Sinne gegeben, daß er das Wesen Gottes - insofern er sich selbst als unendliches Anschauen zum Grunde macht - als Natur bestimmt und diese so das negative Moment in Gott ist, da die Intelligenz und das Denken nur ist, indem es sich ein Sein entgegensetzt, - in dem näheren Sinne überhaupt Urheber der Naturphilosophie geworden, indem er die Natur als die Anschauung oder den Ausdruck des Begriffs und seiner Bestimmungen aufzuzeigen angefangen hat. Jedoch hat er diese Darstellung teils nicht vollendet, teils sich vornehmlich an das Ansichsein gehalten und den Formalismus des äußerlichen Konstruierens nach einem vorausgesetzten Schema hineingemischt.
Näher anderwärts in späteren Darstellungen erst hat sich Schelling gelegentlich über das Verhältnis, die Natur Gottes, das Verhältnis der Natur in diesem Konkreten gegen Jacobi so erklärt: "Gott, oder genauer das Wesen, welches Gott ist, ist Grund: einmal Grund von sich selbst als sittliches Wesen. Aber er macht sich auch zum Grunde", - nicht zur Ursache. Der Intelligenz muß etwas vorausgehen, das Sein, - "da das Denken der gerade Gegensatz des Seins. Was der Anfang einer Intelligenz ist, kann nicht wieder intelligent sein, indem sonst keine Unterscheidung wäre; es kann aber nicht schlechthin nichtintelligent sein, eben weil es die Möglichkeit einer Intelligenz ist. Also wird es ein Mittleres sein, d. i. es wird mit Weisheit wirken, aber gleichsam mit einer eingeborenen, instinktartigen, blinden, noch nicht bewußten Weisheit, - so wie wir oft Begeisterte wirken sehen, die Sprüche reden voll Verstand, reden sie aber nicht mit Besinnung, sondern wie durch Eingebung."37) - Gott also, als dieser Grund seiner selbst, ist die Natur, die Natur, wie sie in Gott ist; so wird die Natur in der Naturphilosophie betrachtet.38) - Das Absolute ist aber, diesen Grund aufzuheben und sich selbst zur Intelligenz zu machen.
Nach der Idee dieser Konstruktion hat nun Schelling das natürliche Universum darzustellen zu verschiedenen Malen angefangen. Er verbannt alle diese leeren allgemeinen Worte von Vollkommenheit, Weisheit, äußerer Zweckmäßigkeit; oder: das Kantische, daß unser Erkenntnisvermögen sie so betrachte, verwandelt er darein, daß die Natur so beschaffen sei. Er hat nach Kants dürftigem Anfange, in der Natur den Geist aufzuzeigen, vorzüglich diese Naturbetrachtung wieder angefangen, im gegenständlichen Wesen denselben Schematismus, denselben Rhythmus zu erkennen, der im Ideellen stattfindet; so daß die Natur sich darin darstellt, nicht ein dem Geiste Fremdes, sondern eine Projektion desselben in die gegenständliche Weise überhaupt zu sein.
Es gehört nicht hierher, weder das Einzelne hiervon anzugeben, noch Seiten aufzuzeigen, welche in den bisherigen Darstellungen Schellings nicht genügen könnten. An die Darstellung der anderen Seite, der Philosophie des Geistes ist er nicht gekommen. Schellings Philosophie muß noch in ihrer Evolution begriffen angesehen werden. Am meisten muß von ihr das unterschieden werden, wie seine Nachbeter einesteils sich in einen geistlosen Wortschwall vom Absoluten hineingeworfen haben, teils aus Mißverstand der intellektuellen Anschauung, das Begreifen und damit das Hauptmoment des Erkennens aufgeben und aus der sogenannten Anschauung sprechen, d. h. das Ding eben angucken und daran eine oberflächliche Analogie und Bestimmtheit aufgegriffen und damit die Natur desselben ausgesprochen zu haben meinen, in der Tat aber alle Wissenschaftlichkeit verbannen. - Diese ganze Tendenz stellt sich zunächst dem reflektierten Denken oder dem Fortlaufen an fixierten, festen, unbeweglichen Begriffen gegenüber. Statt aber im Begriff zu bleiben und ihn als das unruhige Ich zu erkennen, sind sie auf das entgegengesetzte Extrem des ruhenden Anschauens verfallen, des unmittelbaren Seins, des fixen Ansichs, und meinen, den Mangel des Fixen durch das Angucken zu ersetzen und dies Angucken dadurch intellektuell zu machen, daß sie es wieder durch irgendeinen fixierten Begriff bestimmen; oder auch sie bringen das Angeschaute so in Bewegung, daß sie z. B. sagen, der Fisch unter den Vögeln ist der Strauß, weil er einen langen Hals hat, - Fisch wird zu etwas Allgemeinem, aber nicht zu einem Begriffe.
Diese ganze Manier, die in die Naturgeschichte und Naturlehre sowie in die Medizin eingerissen ist, ist ein so elender Formalismus, eine so gedankenlose Vermischung der gemeinsten Empirie mit den oberflächlichen ideellen Bestimmungen, als je ein Formalismus schlecht gewesen ist. Das Lockesche Philosophieren ist nicht so schlecht; jenes ist dem Inhalt und der Form nach nicht besser, nur noch mit einem läppischen Eigendünkel verknüpft. Die Philosophie ist dadurch in eine allgemeine Verächtlichkeit und Verachtung heruntergesunken, welche diejenigen am meisten teilen, welche versichern, im Besitze des Philosophierens zu sein. An die Stelle des Ernstes des Begreifens, der Besonnenheit des Gedankens tritt ein Spiel mit läppischen Einfällen, die für tiefe Anschauungen, hohe Ahnungen, auch für Poesie gelten; und sie meinten recht im Zentrum zu sein, wenn sie auf der Oberfläche sind. - Vor 25 Jahren ist mit der Dichtkunst derselbe Fall gewesen, daß die Genialität sich derselben bemächtigte und geradezu blind aus sich heraus, wie aus einer Pistole, in der poetischen Begeisterung dichtete. Die Produkte waren entweder Verrücktheit oder, wenn sie nicht verrückt waren, so platte Prosa, daß der Inhalt für Prosa zu schlecht war. So auch in diesen Philosophien. Was nicht ganz gedankenloses Gewäsche vom Indifferenzpunkt und der Polarität, Sauerstoff, dem Heiligen, Ewigen usf., sind solche triviale Gedanken, daß man darum zweifeln kann, man habe sie richtig aufgefaßt, weil sie α) mit solcher anmaßenden Unverschämtheit ausgetan werden und dann β) man den Glauben hat, daß doch so etwas Triviales nicht gesagt werde.
Wie sie in der Philosophie der Natur den Begriff vergessen und sich ganz geistlos verhalten, so vergessen sie den Geist ganz. Dies ist der Abweg, indem, dem Prinzipe nach, Begriff und Anschauung eine Einheit ist, in der Tat aber diese Einheit, dieser Geist selbst unmittelbar auftritt, also im Anschauen und nicht im Begriffe ist.
Die Naturphilosophie, besonders den Organismus, führte Schelling mehr aus. Er bediente sich der Form der Potenz; er nahm den Ausdruck von Eschenmayer. Die Philosophie muß keine Formen aus anderen Wissenschaften (Mathematik) nehmen. Die geistige Seite hat Schelling im transzendentalen Idealismus dargestellt; es bleibt bei Kantischen Gedanken (in Rechtsphilosophie und Ewigem Frieden). Schelling hat eine einzelne Abhandlung über die Freiheit bekanntgemacht, diese ist von tiefer, spekulativer Art; sie steht aber einzeln für sich, in der Philosophie kann nichts Einzelnes entwickelt werden.
Dies ist nun die letzte interessante, wahrhafte Gestalt der Philosophie, die wir zu betrachten hatten. Die Idee selbst ist bei Schelling herauszuheben, daß das Wahre das Konkrete ist, die Einheit des Objektiven und Subjektiven. Jede Stufe hat im System ihre eigene Form; die letzte ist die Totalität der Formen. Das zweite Große Schellings ist, in der Naturphilosophie die Formen des Geistes in der Natur nachgewiesen zu haben; Elektrizität, Magnetismus sind nur äußerliche Weisen der Idee, des Begriffs. Die Hauptsache in der Schellingschen Philosophie ist, daß es um einen Inhalt zu tun ist, um das Wahre, und dies als konkret gefaßt ist. Die Schellingsche Philosophie hat einen tiefen spekulativen Inhalt, der, als Inhalt, der Inhalt ist, um den es nach der ganzen Geschichte der Philosophie zu tun gewesen ist. Das Denken ist frei für sich, aber nicht abstrakt, sondern in sich konkret, - erfaßt sich in sich als Welt, aber nicht als intellektuelle Welt, sondern als intellektuell-wirkliche Welt. Die Wahrheit der Natur, die Natur an sich, ist intellektuelle Welt. Diesen konkreten Inhalt hat Schelling aufgefaßt.
Der Mangel ist, daß diese Idee überhaupt und dann die Bestimmung dieser Idee, die Totalität dieser Bestimmungen (welche ideelle und natürliche Welt gibt) nicht als durch den Begriff in sich notwendig gezeigt und entwickelt sind. Es fehlt dieser Form die Entwicklung, die das Logische ist, und die Notwendigkeit des Fortgangs. Die Idee ist die Wahrheit, und alles Wahre ist Idee; das muß bewiesen werden, und die Systematisierung der Idee zur Welt als notwendige Enthüllung, Offenbarung muß gezeigt werden. Indem Schelling diese Seite nicht aufgefaßt hat, so ist das Logische, das Denken vermißt. Die intellektuelle Anschauung, Einbildungskraft, Kunstwerk wurde daher als Weise, die Idee darzustellen, gefaßt: "Das Kunstwerk ist höchste und einzige Weise, in der die Idee für den Geist ist." Die höchste Weise der Idee ist aber ihr eigenes Element; das Denken, die begriffene Idee ist höher als das Kunstwerk. - Die Form wird mehr zu einem äußerlichen Schema; die Methode ist das Anhängen dieses Schemas an äußerliche Gegenstände. Damit hat sich in die Naturphilosophie Formalismus eingeschlichen; so bei Oken, es grenzt an Verrücktheit. Das Philosophieren wurde so bloß analogisches Reflektieren; das ist die schlechteste Weise. Schelling hat es sich auch schon zum Teil leicht gemacht; die andern haben es völlig mißbraucht.
31) vgl. Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie, S. 297
32) Neue Zeitschrift für spekulative Physik, Bd. I, Stück II, S. 34-38
33) Neue Zeitschrift für spekulative Physik, Bd. I, Stück II, S. 39 f.
34) Neue Zeitschrift für spekulative Physik, Bd. I, Stück II, S. 41
35) Neue Zeitschrift für spekulative Physik, Bd. I, Stück II, S. 41-45
36) Neue Zeitschrift für spekulative Physik, Bd. I, Stück II, S. 45-50, passim
37) Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen, S. 94, 85 f.
38) Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit (Philosophische Schriften, Bd. I), S. 429; Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen, S. 89-93
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